Das Medienunternehmen Leonine Studios setzt Chatbots und andere KI-Technologien ein, um die Mitarbeitenden bei Aufgaben von der Drehbuchentwicklung bis zur Büroarbeit zu unterstützen. Ein Gespräch mit dem KI-Manager Danilo Pejaković gibt Einblick in die Strategie.
Die KI-gestützte Videogenerierung hat mittlerweile ein Niveau und eine Qualität erreicht, die eine vollständig KI-erstellte Filmproduktion ermöglicht. Ein Beispiel dafür ist der Kurzfilm "Salt" des Schweizer Filmemachers Fabian Luisi, der komplett von der KI ChatGPT geschrieben wurde.
Fachleute sehen Potenzial, mahnen aber auch zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie. Denn obwohl KI-generierte Inhalte immer besser werden, erreichen sie bisher nicht durchgängig die Qualität und Konsistenz klassischer Filmproduktionen.
Leonine Studios mit Sitz in München setzt verstärkt auf KI, um Arbeitsabläufe zu optimieren. Danilo Pejaković ist für die KI-Strategie und deren Einführung ins Unternehmen zuständig.
Das Unternehmen, bekannt durch Kinofilme wie "Die Schule der magischen Tiere" oder "Der alte weiße Mann", will mit KI seine Wettbewerbsfähigkeit und digitale Souveränität stärken, wie KI-Manager Danilo Pejaković im Gespräch mit The Decoder erklärt.
Pejaković setzt primär auf die Neugier und das Engagement der Mitarbeitenden. "Das Management hat die Chancen von KI erkannt", sagt Pejaković. "Die Leute waren von Anfang an abgeholt und hatten Lust auf das Thema."
Chatbot "LeoChat" als Schweizer Taschenmesser
Zentrales Projekt ist die Chatbot-Plattform "LeoChat", die auf verschiedenen Large Language Models basiert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können zwischen vorgefertigten Prompts und freiem Chat wählen, um die Plattform flexibel im Arbeitsalltag einzusetzen. Man wolle gerade in kreativen Prozessen möglichst keine vorgefertigten Arbeitsweisen mit KI vorgeben, sondern das freie Experimentieren stärken, so Pejaković.
"LeoChat ist unser 'Schweizer Taschenmesser', weil es sehr mächtig ist", beschreibt Pejaković das Tool. Offenheit im Umgang mit den Modellen sei wichtig, denn Lösungen entstünden oft durch Experimentieren.
LeoChat kann auch privat verwendet werden. Neben den Chatfunktionen gibt es Assistenten für interne Anfragen wie "Darf ich meinen Hund mit zur Arbeit bringen" und einen "Personal Trainer" für individuelles KI-Training. Neu ist ein Agent, der den Mitarbeitenden die Buchung von Kinokarten für die hauseigenen Filme erleichtert.
Im Büro unterstützt der Chatbot beim Schreiben und Zusammenfassen von E-Mails, in den kreativen Bereichen dient er als Sparringspartner für die Drehbuchentwicklung, nicht als Ersatz für Autor:innen. "Durch dieses Ping-Pong ist man schneller und kann wirklich den Finger in die Wunde der Dramaturgie legen", betont Pejaković.
Für die Anwendung wurden Richtlinien und Schulungen eingeführt, die sich auf praktische Übungen und Anwendungsfälle konzentrieren. In jeder Abteilung gibt es Ansprechpartner für KI-Themen. Datenschutz und IT-Sicherheit entsprechen den Unternehmensstandards. Die Daten werden im Unternehmen gespeichert.
Effizienzgewinne durch viele kleine Use Cases
Leonine misst den Erfolg der KI-Strategie an vielen kleinen Effizienzsteigerungen. "Es sind weniger die großen, immer gleichen Anwendungsfälle, sondern viele kleine Verbesserungen, die wir im Auge haben", erklärt Pejaković.
Für den Wissenstransfer gibt es Formate wie den "Prompt der Woche", in dem Use Cases im Stil einer Late-Night-Show präsentiert werden. Hier stellen Mitarbeitende ihre spannendsten Use Cases vor und lernen voneinander. Durch regelmäßige Mitarbeiterbefragungen werden Effizienz- und Zeitgewinne erhoben.
Laut Pejaković ist eine offene Unternehmenskultur entscheidend für die Einführung von KI. "Wir versuchen, die intrinsische Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Neugier zu wecken, und das funktioniert sehr gut." Denn: "Der Schlüssel zum Erfolg sind kreative Ideen und die Offenheit, diese auch umzusetzen."
Für die Zukunft beobachtet Leonine die Entwicklung von Video- und Bildgeneratoren sowie KI-Agenten. In jedem Fall sieht Pejaković weiterhin den Menschen im Mittelpunkt und betont die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Technologie.
"Wir sind davon überzeugt, dass die beste Kombination Mensch plus Technologie ist und bleiben wird, auch weil wir Menschen schaffen und Geschichten erzählen wollen", sagt Pejaković.
Lesen Sie mehr über die KI-Strategie von Leonine in unserem Interview mit Mitgründer Max Wiedemann.