Update vom 27. Juli 2024:
Die irische Datenschutzkommission prüft laut Financial Times die Entscheidung von Elon Musks Unternehmen X, Nutzerdaten automatisch an sein KI-Start-up xAI weiterzugeben, um dessen Systeme zu trainieren.
X-Nutzer wurden ohne explizite Zustimmung in die Datenfreigabe "hineingewählt" und können dies derzeit nur in der Desktop-Version ändern. Die Aufsichtsbehörde, die für die Einhaltung der EU-Datenschutzvorschriften zuständig ist, hatte X bereits seit Monaten zu seinen Plänen befragt und war von dem Rollout überrascht. Die irische Behörde könnte nun eine DSGVO-Untersuchung einleiten, die möglicherweise zu Bußgeldern führt.
Artikel vom 26. Juli 2024:
X (ehemals Twitter) hat eine Funktion eingeführt, die es dem Unternehmen ermöglicht, Nutzerdaten zu nutzen, um den eigenen KI-Assistenten "Grok" zu trainieren.
Die Einstellung ist standardmäßig für alle Nutzer aktiviert und wurde laut verschiedener Nutzer bei X ohne Ankündigung umgesetzt.
Die neue Funktion erlaubt es X, Nutzerinteraktionen, Eingaben und Ergebnisse mit Grok für Trainings- und Feinabstimmungszwecke zu nutzen. Die gesammelten Daten können auch mit Musks KI-Unternehmen xAI geteilt werden, das wiederum die Modelle trainiert, auf denen Grok läuft.
Die Einstellung kann über die Website deaktiviert werden, ist dort aber versteckt. In der mobilen Anwendung gibt es keine Möglichkeit, die Funktion zu deaktivieren. In der Webversion führt dieser Link zur Option "Grok settings".
Elon Musk dürfte es egal sein, aber seine Datensammlung dürfte zumindest mit dem europäischen Datenschutzrecht auf Kriegsfuß stehen. Gerade erst hat Meta angekündigt, die Pläne für seinen KI-Assistenten "Meta AI" in Europa nach Einwänden der irischen Datenschutzbehörde vorerst auf Eis zu legen.
Anlass war auch hier, dass Meta europäische Nutzerdaten für das KI-Training verwenden wollte, zwar mit Benachrichtigung, aber auch mit automatischem Opt-in, bzw. mit kompliziertem Opt-out per Widerspruch.
Meta zeigte sich verärgert über die Entscheidung und argumentierte, dass man ohne europäische Daten nur ein zweitklassiges Produkt anbieten könne, das nicht auf die kulturellen Besonderheiten der Länder optimiert sei. Auch die nächsten multimodalen KI-Modelle sollen nicht in Europa erscheinen.
Die Datenschutzvereinigung Noyb, die den Fall ins Rollen brachte, sieht einen klaren Verstoß gegen die DSGVO darin, dass Meta öffentliche Nutzerdaten ohne explizite Einwilligung auf Basis eines "berechtigten Interesses" für das KI-Training nutzen will.
Das Vorgehen von X dürfte die Diskussion um die Verwendung von Nutzerdaten für das Training von KI-Systemen weiter anheizen. Die Datenschutzbehörden dürften hier ähnlich sensibel reagieren wie bei Meta.
Grok 2 soll im August veröffentlicht werden, der Nachfolger Grok 3 bereits im Dezember. Musk verspricht, dass Grok 3 die leistungsfähigste KI aller Zeiten sein wird.