- Einschätzung der Politik ergänzt.
Update vom 24. Februar 2023:
Im Streit mit KI-Unternehmen um die Lizenzpflicht für Trainingsdaten können die Verlage offenbar vorerst keine Unterstützung aus der Politik erwarten. Vor knapp zwei Wochen hatten der Bundesverband der Digital Publisher und Zeitungsverleger (BDZV) und der Medienverband der freien Presse (MVFP) in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Sorge über die fehlende Vergütung ihrer Inhalte in Trainingsdaten zum Ausdruck gebracht.
Diese Daten dienen als Grundlage für das Training großer Sprachmodelle wie GPT-3.5, auf dem ChatGPT basiert. Dass die derzeitige Rechtslage keinen ausreichenden Rahmen bietet, zeigen Gerichtsverfahren im Bereich der Bildmodelle.
Das Bundesjustizministerium sieht jedoch keinen verschärften Handlungsbedarf durch Chatbots. Schon jetzt könnten Verlage gegen die rechtswidrige Nutzung ihrer Werke "als Ganzes oder in Teilen" vorgehen, zitiert Golem.de aus der Antwort einer Sprecherin.
Ähnlich sehen es weitere Mitglieder aus der Partei von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP). "Auch Verlage und Medienhäuser profitieren etwa durch die KI-gestützte Textgenerierung von der Technologie", so der digitalpolitische Sprecher Maximilian Funke-Kaiser gegenüber Golem.de. Der Staat solle solche Technologien eher ermöglichen und nicht "aus Reflex" regulieren. Vorsichtig äußern sich auch Vertreter:innen von SPD, Grüne, AfD und Linke.
OpenAI hat ChatGPT zuletzt im September 2021 mit neuen Trainingsdaten aktualisiert, weshalb der Chatbot nicht auf aktuellere Ereignisse und Informationen zugreifen kann. Microsoft hat jedoch kürzlich in Zusammenarbeit mit OpenAI eine Integration von ChatGPT in Bing angekündigt, die auf aktuelle Informationen und Websitedaten zugreifen kann.
Wenn etwa eine neue Hardware auf den Markt kommt, kann man den Bing Bot nach einer Zusammenfassung der Tests verschiedener Webseiten fragen, ohne die Webseiten selbst aufrufen zu müssen. Der Bot zitiert Inhalte aus den Tests oder gibt sie in abgewandelter Form weiter.
Ursprünglicher Artikel vom 13. Februar 2023:
KI in Suchmaschinen: Verlage wollen Chatbot-Geld
Verlage fürchten um die Monetarisierung ihrer Inhalte durch KI-Funktionen in Suchmaschinen. Werden sich Google, Microsoft und die Verleger einigen?
Wie schon seit geraumer Zeit bei den KI-Bildmodellen stellt sich nun auch bei den Sprachmodellen die Frage nach dem Urheberrecht. Schließlich wären ChatGPT und Co. nutzlos ohne die riesigen Datensätze, auf denen sie trainiert wurden. Diese Datensätze enthalten auch urheberrechtlich geschützte Texte von Verlagen.
Jetzt haben sich die deutschen Verleger in einer gemeinsamen Stellungnahme des Bundesverbandes der Digital Publisher und Zeitungsverleger (BDZV) und des Medienverbandes der freien Presse (MVFP) gegenüber dem Tagesspiegel zu Wort gemeldet. Sie schlagen ein Lizenzmodell vor.
Erweiterung des Presseleistungsschutzrecht von 2021 eine Option
Auch die Verwertungsgesellschaft Corint Media, die bereits zwischen Suchmaschinen und Verlagen bei der Nutzung von Textausschnitten einer Webseite vermittelt, unterstützt die Forderung nach einer "angemessenen Vergütung", wenn Presseinhalte von Chatbots genutzt werden.
"Möglicherweise muss der Gesetzgeber entsprechend der technischen Entwicklung rechtzeitig nachschärfen", sagt ein Sprecher von Corint Media.
Zudem befürchten die Verlage eine Monopolstellung von Suchmaschinen bei der Verwertung von Inhalten. Es sei unklar, ob das geltende Presseleistungsschutzrecht überhaupt für Chatbots angewandt werden könne.
Wenn die Google-Suche eigene KI-Inhalte gegenüber konkurrierenden Verlagsinhalten in Ranking, Ausführlichkeit und Sichtbarkeit bevorzugt, ist das eine Selbstbegünstigung und Diskriminierung der Wettbewerber durch einen Monopolisten, die wie bei der Bevorzugung des nationalen Gesundheitsportals oder des eigenen Shopping-Dienstes untersagt werden muss.
BDZV und MVFP
KI-Antworten und Chatbot-Suche könnten Traffic-Killer für redaktionelle Angebote sein
Derzeit ist ein KI-Wettrüsten zwischen den beiden wichtigsten Suchmaschinenkonzernen Google und Microsoft zu beobachten: Google stellte den KI-Chatbot "Bard" vor, der in Zukunft das Suchangebot erweitern könnte.
Eine unmittelbarere Bedrohung für Verlage sind Googles "AI Features", KI-generierte Kurzantworten zu ausgewählten Themen, die Google an der Spitze der Suchergebnisse anzeigt und die eine Interaktion mit weiterführenden Seiten überflüssig machen oder zumindest reduzieren könnten.
Auch Microsoft führt derzeit eine auf OpenAI-Technologie basierende Chatbot-Suche für Bing ein, die vollständige Antworten mit weiterführenden Zitaten direkt auf der Suchseite liefert. Bislang liegen noch keine Daten vor, aber die berechtigte Befürchtung der Verlage ist, dass die Chatbot-Antworten die Klickraten auf externe Webseiten deutlich reduzieren.
Microsofts Chatbot kann zudem Fragen zu aktuellen Ereignissen beantworten, also Nachrichten kommentieren. Da das Training von Sprachmodellen in der Regel aufwendig ist und nicht in Echtzeit erfolgt, ist davon auszugehen, dass Microsoft auf bereits veröffentlichte Inhalte auf Verlagsseiten zugreift, diese zusammenfasst und mit Kontextinformationen aus dem Sprachmodell versieht.
Microsoft-Chef Satya Nadella verspricht zwar, den Traffic für Content-Ersteller priorisieren zu wollen. Wie genau das neue Chatbot-Suchprinzip mit der Weiterleitung des Traffics einhergehen soll, ließ er jedoch offen.