Der kanadische Psychologe Jordan Peterson inszeniert sich in zahlreichen Videos und Podcasts. Jetzt wurde er selbst und gegen seinen Willen inszeniert - per Deepfake: In einer Wutrede beschimpft er die deutsche Bundesregierung. Regierungskritiker auf Twitter loben Peterson für seine Beleidigungen. Sie merken nicht, dass sie einem Deepfake aufgesessen sind.
Seit dem Aufkommen von Deepfakes circa 2017 wurde deren schädliches Potenzial insbesondere für politischen Missbrauch und Meinungsmache in sozialen Medien beschworen. Bislang hat sich diese Befürchtung in der Breite nicht bewahrheitet. Dass sie dennoch existiert, zeigt das folgende Beispiel.
Regierungskritiker fallen auf Peterson-Deepfake herein
Der deutschsprachige Twitter-Nutzer "Snicklink" verbreitet auf Twitter politisch motivierte Deepfake-Videos, darunter Ende Februar auch das von Peterson. Snicklink bezeichnet seine Videos als "KI-Aktivismus" und "digitalen Meme-Krieg", um "sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen". In seinem Peterson-Deepfake äußert sich Snicklink unter anderem abfällig über Versprecher von Außenministerin Annalena Baerbock.
Dr. Jordan Peterson on German'y foreign minister Annalena Baerbock & kakistocracy 💥🤣 pic.twitter.com/rJ9OwcyEoG
— Snicklink (@snicklink) February 27, 2023
In einem zweiten Video bedankt sich Snicklink per Peterson-Deepfake bei seinem "deutschen Publikum" für die freundliche Unterstützung seines Videos über die "lächerliche deutsche Regierung".
Eine besondere Nachricht von Dr. Jordan Peterson 😍 thanks JP! pic.twitter.com/JOS5jA5Fnb
— Snicklink (@snicklink) March 1, 2023
Trotz der technischen Mängel des Videos fallen zahlreiche Twitter-Nutzer auf den Peterson-Deepfake herein, fühlen sich in ihrer politischen Meinung bestätigt und verbreiten das Video.
"Wir sind zum Gespött der Welt geworden - völlig verdient", schreibt ein Nutzer. "Die deutsche Regierung ist eine Clownshow", ein anderer.
Ein Nutzer freut sich über Petersons internationale Reichweite. "Jordan Peterson hat Reichweite ... jetzt dürfte so ziemlich jeder mitbekommen haben, dass Deutschland von den Besten der Besten der Besten regiert wird."
Im Ausland macht man sich über #Deutschland und seine total unfähige Regierung lustig.
Dr. Jordan #Peterson mit seinem Statement über Deutschlands #Regierung.
Wir sind zur Lachnummer der Welt mutiert - völlig verdient! pic.twitter.com/2C30bZPwtf
— XzumTreme (@XzumTreme) March 2, 2023
"DEUTSCHLAND IST AM ARSCH"
DIE HERRSCHAFT DER DÜMMSTEN
BUNDESREPUBLIK/KANADA, 02.2023
◼️ Prof. Jordan Peterson, kanadischer Psychologe, mit einer Beschreibung der Bundesregierung. Er bezeichnet die Berliner Regierung als Kakistokratie, was "Herrschaft der Schlechtesten" bedeutet. pic.twitter.com/WEZmI48gsx— Tatjana🗣 (@Absurdistan2020) March 4, 2023
Jordan Peterson in Bestform: Die deutsche Regierung ist eine Clownshow. Deutschland ist am Arsch. pic.twitter.com/zVrTkp07dV
— Tom Beyer (@TomBeyer26) March 3, 2023
Jordan Peterson (wer ihn nicht kennt, UNBEDINGT Vids von/mit ihm auf YT ansehen - Unglaublich intelligenter Typ) spricht (wie immer) Klartext, hier über Baerbock und somit "Deutschland"...
— Ahmed Paul Degenhardt (@apdaas) February 28, 2023
Bildungsferne +verminderte Intelligenz sind zu Grundfesten der Unterstützung der Ampelregierung geworden, welche, abzgl. Nichtwähler, von nur 39% gewählt wurde. Und während die🇩🇪Zivilgesellschaft noch hofft, dass niemand im Ausland davon etwas bemerkt, die Realität, Dr. Peterson: pic.twitter.com/5aXsoFDmqF
— Zentrale Ermittlungsstelle (@ZentraleV) March 1, 2023
Ein Nutzer rechtfertigt, dass er auf den Deepfake hereingefallen ist: "Ich bin wegen der Länge des Videos nicht auf die Idee gekommen, dass jemand so verrückt ist, so viel Mühe dafür reinzustecken, zumal Peterson cool ist."
Original-Peterson bezeichnet Deepfakes als brandgefährlich
Diese Beispiele zeigen, wie aktionistisch politische Deepfakes wirken können. Bei genauerem Hinsehen erkennt man zwar, dass Tonfall und Lippenbewegung nicht zusammenpassen. Doch auf kleinen Smartphone-Displays oder beim schnellen Scrollen in sozialen Medien fällt dies kaum auf. Zudem mangelt es vielen Nutzer:innen an Medienkompetenz, da sie Peterson solche Aussagen zuzutrauen scheinen, anstatt sie kritisch zu hinterfragen.
Snicklinks Deepfake erzielte genug Reichweite, um den originalen Jordan Peterson zu einer Richtigstellung zu bewegen: "Hier kursiert ein KI-Deepfake von mir, in dem ich mich abfällig über die deutsche Regierung äußere. Die Stimme ist falsch, aber ansonsten ist es einigermaßen überzeugend."
Die Produktion eines solchen Videos müsse als Verbrechen angesehen werden, das mit mindestens zehn Jahren Gefängnis bestraft werde, so Peterson. Die Technologie sei "unvorstellbar gefährlich".