Ehemalige KI-Forscher von Meta und Google wollen nächstes Jahr ein eigenes Sprachmodell veröffentlichen.
Das französische Start-up Mistral AI hat mit 105 Millionen Euro die größte Seed-Finanzierungsrunde in der Geschichte Europas abgeschlossen. Das Unternehmen, das erst vor vier Wochen von ehemaligen KI-Forschern von Meta und Google gegründet wurde, wird bereits mit 240 Millionen Euro bewertet.
"Wir stellen ein Weltklasse-Team zusammen, um die besten generativen KI-Modelle zu entwickeln", lautet das hochgesteckte Ziel.
Europa gegen das Silicon Valley
Die bemerkenswerte Finanzierungsrunde unterstreicht die wachsende Begeisterung für KI und den langsam zunehmenden Ehrgeiz Europas, eine ernsthafte Alternative zu etablierten Silicon-Valley-Unternehmen wie Microsoft, OpenAI und Google Deepmind zu schaffen.
Die Gründer von Mistral AI, Arthur Mensch, Timothée Lacroix und Guillaume Lample, dürften aufgrund ihrer Erfahrungen bei Meta und Google von einem Vertrauensvorschuss profitieren. Sie konnten eine Reihe namhafter Investor:innen anziehen: Angeführt wird die Runde von Lightspeed Venture Partners, das bereits früh in Unternehmen wie Snapchat und Epic Games investiert hat.
Weitere prominente Investoren sind der ehemalige Google-Chef Eric Schmidt, der französische Telekommunikationsmilliardär Xavier Niel und Bpifrance, eine von der französischen Regierung unterstützte Investmentbank.
Noch hat Mistral AI kein Produkt auf den Markt gebracht, doch das soll sich bald ändern: Offenbar plant das Unternehmen die Entwicklung eines großen Sprachmodells als europäische Alternative zu Lösungen wie ChatGPT, Bard oder Claude. Die Markteinführung sei bereits für Anfang nächsten Jahres geplant, heißt es.
EU-Förderung durch US-Blockade?
Dass ein europäisches Start-up so schnell so viel Vertrauen genießt, hat nicht nur mit dem beruflichen Hintergrund der drei Gründer zu tun. Mit der fortschreitenden KI-Regulierung in der EU wächst auch der Bedarf an einer Sprach-KI, die den europäischen Datenschutzrichtlinien entspricht und nicht von den USA oder China abhängig ist. Der europäische Datenschutz bereitet Googles Chatbot Bard Probleme und hat auch ChatGPT ins Visier genommen.
Neben Mistral versucht auch das deutsche KI-Start-up Aleph Alpha zu den führenden KI-Unternehmen aufzuschließen. Es hat kürzlich eine wichtige Innovation für die Nachvollziehbarkeit großer Sprachmodelle vorgestellt. Mit Nyonic gründete sich Anfang Juni in Berlin ein weiteres europäisches KI-Start-up mit Fokus auf generativer KI.