Künstliche Intelligenz gilt als "stille Revolution" der Wettervorhersage und könnte ein Gamechanger für die Branche sein, so ein europäisches Wetterzentrum.
Das European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF) arbeitet nun mit dem chinesischen Technologiekonzern Huawei zusammen, um KI-basierte Vorhersagemodelle einzusetzen.
Huaweis Pangu-Wettermodell seit Juli online
Bereits Ende Juli ging Huaweis KI-Modell "Pangu-Weather" auf der Website des europäischen Wetterzentrums an den Start. Im Vergleich zu herkömmlichen numerischen Vorhersagemethoden bescheinigte ein Paper aus der "Nature" dem Modell eine höhere Genauigkeit und eine 10.000-fach höhere Vorhersagegeschwindigkeit.
Pangu-Weather könne außerdem das Wetter von einer Stunde bis zu sieben Tagen im Voraus berechnen und liefere Prognosen für Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind und mehr.
Die Entscheidung, Pangu-Weather in die Vorhersage einzubeziehen, ist zum einen auf die hohe Leistungsfähigkeit des Modells zurückzuführen und zum anderen darauf, dass das Zentrum das große Potenzial der KI in diesem Bereich erkannt hat. [...] Ausführliche Vergleichstests zwischen April und Juli dieses Jahres ergaben, dass das Pangu-Modell bei mehreren Genauigkeitsindikatoren und Extremwettervorhersagen Vorteile aufweist. Dies scheint der Grund zu sein, warum das europäische Zentrum die Entscheidung getroffen hat, das Modell anzupassen.
Tian Qi, Huaweis KI-Chefwissenschaftler
Derzeit könne Pangu-Weather globale Wettervorhersagen im Sekundentakt liefern, die Aspekte wie Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit, Temperatur, Luftdruck auf Meereshöhe usw. abdecken, so Tian. Auch bezogen auf die Vorhersage von Katastrophen wie Taifunen, Kältewellen, Hitzewellen und mehr zeige es "herausragende Leistung".
KI erkennt neue Muster in Wetterdaten
KI-Modelle könnten neue atmosphärische Entwicklungsmuster aus riesigen Datenmengen extrahieren, die Menschen nicht erkennen können. So ließen sich Prognosen verbessern und die Genauigkeitsgrenzen numerischer Modelle überwinden, erklärt Tian.
KI wird zur Schlüsseltechnologie
Dr. Florian Pappenberger, Abteilungsleiter für Vorhersagen beim europäischen Wetterzentrum, sieht in KI einen Gamechanger für die Meteorologie. Während Pangu-Weather bei allgemeinen Trends oft genauer sei, könnten traditionelle Modelle allerdings spezifische Details wie Taifun-Flugbahnen manchmal besser vorhersagen.
Dennoch werde KI künftig eine immer wichtigere Rolle spielen. Huawei sieht sich als wesentlicher Teilnehmer dieser Entwicklung und ist auch mit der China Meteorological Administration über eine Kooperation im Gespräch.
KI hält in der Wetter- und Klimaforschung schon seit langer Zeit immer weiter Einzug. Bereits 2020 stellte Google ein Modell vor, das Wetterdaten punktgenau in Echtzeit vorhersagen sollte. Zuletzt hat die Stanford University basierend auf einem KI-Modell Klimaprognosen für das kommende Jahrzehnt präsentiert.