Der Meister des Horrors, Stephen King, zeigt anhand eines anschaulichen Beispiels, warum er KI-Kreativität noch nicht als Horrorszenario für Autoren sieht. Er würde sich nicht gegen die Kreativität der Maschinen wehren, selbst wenn die KI noch besser würde.
Autoren klagen gegen Big AI, weil große KI-Modelle auf ihre urheberrechtlich geschützten Werke trainiert wurden. Auch jene von Stephen King.
Das hat zwei Facetten: Zum einen die mögliche schlichte Urheberrechtsverletzung ohne Gegenleistung. Zum anderen die Gefahr, dass die KI anhand dieser Werke selbst zum begabten Autor wird und womöglich den Autor ersetzt.
Denn beim Training von KI ist die Qualität der Daten entscheidend für die Fähigkeiten des Modells. GPT-4 und Co. sind zudem in der Lage, den Stil einzelner Autoren zuverlässig zu imitieren.
Stephen King hat noch keine Angst vor KI-Kreativität
Stephen King sieht in dieser Entwicklung noch keine Bedrohung. In einem Gastbeitrag für The Atlantic schreibt King, dass er noch keinen einzigen KI-Text gesehen habe, der besser sei als die Summe des Trainingsmaterials.
"KI-Ghttps://www.theatlantic.com/books/archive/2023/08/stephen-king-books-ai-writing/675088/edichte im Stil von William Blake oder William Carlos Williams (die ich beide gesehen habe) sind wie Filmgeld: auf den ersten Blick gut, bei näherem Hinsehen nicht so gut", schreibt King.
Als Beispiel für echte Kreativität beschreibt er ein Detail einer Mordszene in seinem kommenden Buch: Bei einem Kopfschuss hinterlässt die Kugel eine kleine, nach außen gewölbte Delle in der Stirn, anstatt den Schädel des Opfers vollständig zu durchschlagen.
Für King ist diese Delle ein "echter kreativer Moment", der den weiteren Verlauf der Geschichte beeinflusst: Der Mörder wird vom Bild dieser Delle gejagt. Die Idee kam King erst während des Schreibens.
Eine Maschine könne solche kreativen Momente "noch nicht" erzeugen, da sie nicht empfindungsfähig sei. Es gebe aber Argumente dafür, dass KIs empfindungsfähig sein oder werden könnten. "Wenn das jetzt oder in Zukunft der Fall ist, dann könnte Kreativität möglich sein", schreibt King.
King will sich nicht dagegen wehren, dass seine Werke für das KI-Training verwendet werden
Auch zur Urheberrechtsdebatte nimmt King Stellung: Selbst wenn er könnte, würde er nicht verbieten, dass seine Werke für das KI-Training verwendet werden. Das wäre wie ein Arbeiter, der versucht, den industriellen Fortschritt aufzuhalten, indem er einen Dampfwebstuhl zerstört.
Dass er sich nicht bedroht fühlt, führt der 75-Jährige zum einen auf sein fortgeschrittenes Alter und seinen großen Erfolg zurück.
Zum anderen erinnert er an den Roman "Colossus" von D. F. Jones, in dem ein weltumspannender Computer empfindungsfähig wird und seinem Schöpfer mitteilt, dass die zunächst schockierte Menschheit ihn mit der Zeit lieben und respektieren wird.
Der Schöpfer des Computers ruft ein erschrockenes "Niemals", aber der Erzähler hat das letzte Wort: "Niemals?"