Ihr habt ein YouTube-Imperium aufgebaut, aber keine Lust mehr, vor der Kamera zu stehen? Der YouTuber Linus testet, ob Deepfakes eine Lösung sind.
Der erfolgreiche kanadische Tech-YouTuber Linus Sebastian und seine Linus Media Group betreiben gleich vier YouTube-Kanäle. Mit Linus Tech Tips, Techquikie, TechLinked und ShortCircuit kommt Sebastian auf über 16 Millionen Abonnenten.
Anfang des Jahres sprach Sebastian über einen möglichen Rückzug aus dem alltäglichen Geschäft, in dem er noch immer in fast jedem Video seiner Kanäle auftaucht.
Jetzt hat der YouTuber ein neues Video mit dem Titel „I can safely retire now“ hochgeladen. Der Grund: Er hat sich für ein Testvideo deepfaken lassen. Ein Kollege spielt seine Rolle im Video nach und trägt dabei Sebastians Gesicht.
Der Deepfake gehört nicht zu den besten, die im Internet zu finden sind. Die YouTube-Kreationen von Ctrl Shift Face etwa bieten eine deutlich höhere Qualität.
Seltsame Tastatur, wirre Haare
Im neuen Linus-Tech-Tipps-Video gibt Sebastian einen Einblick in den genauen Prozess für die Erstellung des Deepfake-Tests. Anders als bei den weit verbreiteten Hollywood-Deepfakes, wurden neben Sebastians Gesicht auch seine Frisur per KI generiert.
Für den Gesicht- und Haartausch nutzten die Youtuber das weit verbreitete Deepfake-Werkzeug DeepFaceLab (Tutorial), das seit kurzem einen sogenannten „Full Head“-Austausch erlaubt. Damit lassen sich Gesicht und Haare austauschen.
Als Trainingsmaterial dienten alte Videos des Tech-Reviewers. Da sich dessen Frisur im Laufe der Jahre immer wieder änderte, brauchte es als Trainingsmaterial zwei Videos des gleichen Tages, die Sebastians Kopf von allen Seiten zeigen. Der Feinschliff erfolgte mit Adobe Premiere.
Hello, Mr. Roboto
Doch selbst der beste Deepfake bringt keine Arbeitserleichterung, wenn der YouTuber selbst die Texte einsprechen muss. Die Gruppe um Sebastian wandte sich daher an Resemble AI, einem KI-Startup, das sich auf KI-generierte Stimmfakes spezialisiert hat.
Resemble trainierte ein neuronales Netzwerk mit hochwertigen Audioaufnahmen und entsprechenden Transkripten des YouTubers. Das Resultat ist ein Stimmklon mit Wiedererkennungswert, der aber roboterhaft spricht.
Das aktuelle Video ist weit von einem glaubhaften Sebastian-Ersatz entfernt. Allerdings ist der gedankliche Ansatz spannend: Berühmte Menschen könnten dank Deepfakes von der öffentlichen Video-Bühne verschwinden – und niemand merkt’s. Vorausgesetzt, dass der Ersatz-Protagonist dem Original auch in puncto Charisma das Wasser reichen kann.
Titelbild: YouTube