Der Tech-Konzern Amazon verdoppelt seine Investition in das KI-Unternehmen Anthropic auf insgesamt acht Milliarden Dollar. Die Partnerschaft zielt darauf ab, Amazons Cloud-Dienst AWS als führende Infrastruktur für KI-Training zu etablieren.
Wie Amazon und Anthropic gemeinsam mitteilen, investiert der Tech-Gigant weitere vier Milliarden US-Dollar in das KI-Unternehmen Anthropic. Damit steigt Amazons Gesamtinvestition auf acht Milliarden Dollar, wobei der Konzern weiterhin Minderheitsinvestor bleibt.
Im Rahmen der erweiterten Partnerschaft wird Amazons Cloud-Dienst AWS zum primären Trainingspartner für Anthropics KI-Modelle ernannt. Das Unternehmen wird künftig AWS Trainium- und Inferentia-Chips für das Training und den Einsatz seiner Foundation Models nutzen.
Enge technische Zusammenarbeit bei KI-Hardware
Nach Angaben von Anthropic arbeiten die Ingenieure des Unternehmens eng mit dem AWS-Team von Annapurna Labs zusammen. Sie entwickeln unter anderem Low-Level-Kernel für die direkte Kommunikation mit der Trainium-Hardware und optimieren den AWS Neuron Software Stack.
Die Claude-KI-Modelle von Anthropic werden laut AWS bereits von zehntausenden Unternehmen über den KI-Cloud-Dienst Bedrock genutzt. Kunden können zudem Claude-Modelle wie Claude 3 Haiku in Amazon Bedrock mit eigenen Daten trainieren.
Die neue Investition folgt einem ersten Deal im September 2023, bei dem Amazon bereits vier Milliarden US-Dollar in Anthropic investierte. Die genaue Struktur des Deals ist nicht bekannt, aber wie damals könnte es sich auch bei der aktuellen Investition um eine Mischung aus Bargeld und AWS-Rechenzeitkrediten handeln.
Strategisches Kalkül hinter der Milliardeninvestition
Das Geschäftsmodell ähnelt dem Deal zwischen Microsoft und OpenAI. Während Amazon bei der Entwicklung der eigenen Olympus-KI-Modelle noch hinterherhinkt, sichert sich der Konzern mit der Anthropic-Partnerschaft Zugang zu fortschrittlicher KI-Technologie.
Ein Teil der Investition fließt zudem durch die Nutzung der AWS-Infrastruktur wieder an Amazon zurück - ein wichtiger Aspekt für das von Investoren kritisch beobachtete Wachstum des Cloud-Geschäfts. Die großen Cloud-Konzerne Google, Microsoft und Amazon haben daher ein starkes Interesse am anhaltenden KI-Boom.
Das Geschäftsmodell lässt sich mit einem Stromnetzbetreiber vergleichen, der einen Lampenhersteller dafür bezahlt, besonders stromhungrige Glühbirnen zu entwickeln und zu verkaufen - denn je mehr Strom die Lampen verbrauchen, desto mehr verdient der Netzbetreiber.
Ähnlich profitieren die Cloud-Anbieter von KI-Modellen, die besonders viel Rechenleistung benötigen: Je rechenintensiver die KI-Anwendungen werden, desto mehr Cloud-Ressourcen werden gebucht.
Gemeinsam mit AWS und Palantir bringt Anthropic zudem die eigenen KI-Modelle im Verteidigungssektor unter. Eine neue Partnerschaft ermöglicht US-Geheimdiensten den Zugriff auf Anthropics Claude-KI-Modelle über Palantirs AI Platform in einer hochsicheren AWS-Umgebung für vertrauliche Regierungsdaten.
Die Nutzungsbedingungen von Anthropic erlauben ausdrücklich den Einsatz für Geheimdienstanalysen, die Identifizierung verdeckter Kampagnen und die Frühwarnung vor militärischen Aktivitäten. Auch Meta und OpenAI streben Kooperationen mit dem Verteidigungssektor an.
Die britische Wettbewerbsaufsicht (CMA) hat Amazons 4-Milliarden-Dollar-Investment in Anthropic bereits genehmigt. Das wurde mit dem geringen Umsatz und Marktanteil von Anthropic in Großbritannien begründet.
Die US-Handelsaufsicht (FTC) untersucht die Amazon-Anthropic-Investition dagegen im Rahmen einer umfassenderen Prüfung von KI-Deals großer Tech-Unternehmen, darunter auch die Partnerschaften von Microsoft und OpenAI sowie Google, das vor rund einem Jahr ebenfalls zwei Milliarden US-Dollar in Anthropic investiert hat.