2018 wechselte Googles KI-Chef John Giannandrea zu Apple. Er sieht Apple in einer optimalen Position, um den KI-Markt anzuführen.
Schon jetzt seien KI-gestützte Funktionen alltäglich in iOS, erklärt Giannandrea, und meint damit Software-Prognosen für die Wortvervollständigung des Keyboards, Handschriftenerkennung, Übersetzungen oder die kuriose Händewaschkontrolle der Apple Watch.
Laut Giannandrea gibt es immer weniger Bereiche von iOS, in denen maschinelles Lernen nicht eingesetzt wird: "Ich glaube wirklich ganz ehrlich, dass es nicht einen Aspekt der iOS- oder Apple-Erfahrungen gibt, der in den nächsten Jahren nicht durch maschinelles Lernen verändert wird", sagt Giannandrea.
Apple sei in einer guten Position, um zukünftig als Marktführer im Bereich Künstliche Intelligenz "die Industrie anzuführen", so Giannandrea zu Arstechnica.
Lokal berechnete KI als Grundlage für AR
Ein wesentlicher Unterschied zwischen KI bei Apple und Internetkonzernen wie Google ist die Datenverarbeitung. Die findet bei Apple aus Gründen des Datenschutzes so gut es geht lokal auf dem Gerät statt - auch bei KI-Apps.
Das macht die KI-Entwicklung besonders anspruchsvoll: Zum einen fliegen Apple weniger Daten für das KI-Training zu. Zum anderen müssen die KI-Funktionen so schlank und performant sein, dass sie auf vergleichsweise langsamen Smartphone-Chips laufen.
Der lokale Einsatz von KI hat laut Giannandrea gerade bei Augmented Reality große Vorteile: Maschinelles Lernen spiele bei AR-Erfahrungen eine wichtige Rolle für die Orientierung und die Objekterkennung im Raum.
"Das setzen wir mit Deep Learning auf dem Gerät um, weil es in Echtzeit funktionieren muss. Es würde keinen Sinn ergeben, wenn man sein iPad lokal herumschwenkt, aber die Daten müssen erst durch ein Datencenter", sagt Giannandrea. "Mit Deep Learning können wir die Rohdaten beschreiben und verstehen."
Weshalb Googles KI-Chef zu Apple wechselte
Giannandreas vorheriger Arbeitgeber Google ist wohl das weltweit führende Unternehmen für Künstliche Intelligenz (alle News).
Für KI-Forscher muss Google eigentlich das Paradies sein: Neben den beinahe unerschöpflichen finanziellen Mitteln hat der Konzern mit Google Brain und Deepmind die wohl stärkste Forschungsinfrastruktur sowie einen gigantischen Datenpool für das KI-Training.
Weshalb also wechselte Giannandrea im Frühjahr 2018 dennoch zu Apple? Klar, mehr Geld und Verantwortung sind mögliche Gründe. Aber Giannandrea reizte laut eigenen Angaben, dass bei Apple alles aus einer Hand kommt.
"Apple arbeitet schon immer an der Schnittstelle zwischen Kreativität und Technologie. Und wenn man smarte Anwendungen entwickeln will, ist die vertikale Integration von der Software über die Frameworks bis zu den Prozessoren essenziell", sagt Giannandrea.
Google mangele es außerdem an Praxiserfahrung beim Vertrieb von Produkten: "Ihr Geschäftsmodell ist anders und sie sind nicht dafür bekannt, Produkte an hunderte Millionen Menschen zu verkaufen."
Wie wichtig Apple Künstliche Intelligenz nimmt, zeigt sich an Giannandreas rasanter Karriere: Nach nur rund einem halben Jahr im Konzern schaffte der KI-Manager den Aufstieg in Apples Geschäftsführung.
Titelbild: Techcrunch bei Flickr, lizenziert nach CC BY 2.0