Künstliche Intelligenz

Auktionshaus Christie's verkauft KI-Kunst für 432.000 US-Dollar

Matthias Bastian
Eigentlich wollte die Künstlergruppe Obvious mit ihrem ungewöhnlichen KI-Gemälde im Optimalfall 10.000 US-Dollar erlösen. Jetzt ist es etwas mehr geworden. Sehr viel mehr.

Eigentlich wollte die Künstlergruppe Obvious Art mit ihrem ungewöhnlichen KI-Gemälde im Optimalfall 10.000 US-Dollar erlösen. Jetzt ist es etwas mehr geworden. Sehr viel mehr.

Im August kündigte das britische Kult-Auktionshaus Christie's erstmals eine Versteigerung eines Porträts an, das von einer Künstlichen Intelligenz erstellt wurde (wir berichteten).

Jetzt wurde es erfolgreich versteigert: 432.000 US-Dollar investierte ein Kunstliebhaber in das KI-Gemälde.

Die französische Künstlergruppe "Obvious Art" entwickelte die KI hinter dem Porträt. Oder eher: Sie verwendete einen im Netz frei verfügbaren Algorithmus und konfigurierte ihn, um das Gemälde vom Computer malen zu lassen. Anstatt des Künstlernamens ist der Algorithmus im Gemälde eingraviert.

Ist das Kunst oder kann das weg?

Der eigentliche Entwickler des Kunst-Algorithmus, Robbie Barrat, zeigte ähnliche Bilder schon vor rund einem Jahr, erkannte in ihnen aber offensichtlich keinen größeren Wert - im Gegensatz zur Künstlergruppe.

An dieser Stelle könnte ein Sprachwitz über den Namen der Künstlergruppe stehen. Aber ich verkneife ihn mir, weil er zu offensichtlich wäre.

Jedenfalls ärgert sich Barrat bei Twitter, dass seine Arbeit kommerziell zweckentfremdet wurde. Wehren kann er sich aber nicht, denn seinen Algorithmus gab er als Open Source bei Github frei.

Trainiert wurde die Porträt-KI mit 15.000 Porträts, die zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert erstellt wurden. Generiert wurde das Bild anschließend mittels eines auf Bildverarbeitung spezialisierten GAN-Netzwerks, bei dem zwei KI-Agenten kooperieren. Einer erstellt ein Bild, der andere beurteilt es. Anhand der Rückmeldung verbessert der erste Agent das Bild, bis das Ergebnis passt. Das Trainingsmaterial gab der urteilenden KI die Zieldimension vor.

Der Familienname "Belamy" des fiktionalen Porträtierten ist ein Gruß an Google-Brain-Forscher Ian Goodfellow, dessen Nachname ins Französische übersetzt in etwa "bel ami" bedeutet - guter Freund. Er ist der Erfinder der GAN-Methode, mit der das Gemälde generiert wurde.

Aktualisiert am 26. Oktober, 07:02