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Autonomes Fliegen könnte schon in wenigen Jahren realisiert werden. Ein US-Start-up rüstet sich für den Marktstart und zieht potente Investoren an Land.

Das kalifornische Start-up Joby Aviation gab vor wenigen Tagen eine Kooperation mit REEF Technology und der Neighborhood Property Group (NPG) bekannt. Gemeinsam wollen die Unternehmen einen Ridesharing-Service entwickeln, der im Jahr 2024 starten soll.

Das Besondere daran: Es werden vor allem neue Start- und Landeplätze in Großstädten entstehen. Denn Joby Aviation ist einer der führenden Entwickler vollelektrischer Flugzeuge für den kommerziellen Passagierverkehr.

Autonomes Fliegen: Mit 320 km/h durch die Luft

Joby Aviations Prototyp bietet Platz für fünf Personen. Die sechs Propeller sollen das Flugzeug bei Geschwindigkeiten von etwa 140 km/h vertikal in die Luft bewegen. Danach geht es mit bis zu 320 km/h weiter. Der Geräuschpegel soll Berichten zufolge kaum lauter sein als der einer Klimaanlage auf dem Dach eines Bürogebäudes.

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Ein eVTOL von Hersteller Joby Aviation am Landeplatz.
eVTOLs von Joby Aviation verfügen über insgesamt sechs Propeller. | Bild: Joby Aviation

Der Akku hält laut Joby für Luftstrecken von über 150 Meilen, also etwa 240 Kilometer. Das helikopterähnliche Flugzeug fliegt zwar autonom, das Unternehmen plant aber zumindest für die Anfangsphase mit Piloten. Sie sollen Vertrauen stfiten und Passagieren die Angst vor dem Fliegen nehmen.

Hersteller von elektrischen „Vertical Take-off and Landing“-Maschinen, kurz eVTOLs, wollen die tägliche Fortbewegung revolutionieren. Ähnlich wie autonomes Fahren sollen auch eVTOLs den Kohlenstoffausstoß und das Verkehrsaufkommen in Großstädten reduzieren. Viele der oft kompakten Propellermaschinen sind für Kurzstrecken ausgelegt, etwa von Hochhaus zu Hochhaus innerhalb einer Stadt.

Analysten: eVTOL-Markt wächst auf bis zu eine Billion US-Dollar

Die US-Bundesbehörde für Luftfahrt geht davon aus, dass 2023 erste Genehmigungen für eVTOLs erteilt werden. Kommerzielle Flüge könnten dann schon 2024 starten. Analysten von Morgan Stanley prognostizieren dem jungen Markt ein Wachstum von bis zu eine Billion US-Dollar in den nächsten zwanzig Jahren.

Kein Wunder also, dass auch renommierte Luft- und Raumfahrtunternehmen wie Boeing, Lockheed Martin oder Airbus an eVTOLs forschen. Auf der Elektronikfachmesse CES 2021 stellte General Motors ein Flugtaxi vor. Der Prototyp des Cadillac eVTOLs hat zwei große Propeller vor der Passagierkabine und zwei kleinere am Heck. Im Gegensatz zu Jobys Aircraft ist GMs Flugtaxi nur für eine Person konzipiert. Ein Pilot ist hier nicht vorgesehen.

Auch der deutsche Autokonzern Volkswagen denkt über Investitionen in autonom fliegende Taxis nach. Die Volkswagen Group China befindet sich laut CEO Stephan Wöllenstein in Gesprächen mit einem Hersteller von elektrischen Flugtaxis. Es soll eine zulassungsfähige Drohne entwickelt werden, um vielleicht irgendwann VW-Flugtaxis in China anbieten zu können. Gerüchteweise ist VW im Gespräch mit dem chinesischen eVTOL-Unternehmen EHang.

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Joby Aviation: Finanziell abgesichert durch Investoren wie Toyota

Joby Aviation arbeitet seit mittlerweile zwölf Jahren am eigenen eVTOL und ist einer der führenden Entwickler der autonomen E-Flugzeuge. Seit etwa drei Jahren kooperiert das Start-up eng mit der US-Luftfahrtbehörde und setzt derzeit Vorgaben zur Zertifizierung für die Beförderung von Passagieren um.

Zudem dürfte Joby Aviation eines der am besten finanzierten eVTOL-Start-ups sein. Der japanische Autokonzern Toyota, der vor Kurzem mit dem Bau einer eigenen Sci-Fi-Zukunftsstadt namens Woven City am Fuß des Mount Fuji begonnen hat, steckte 400 Millionen US-Dollar in Joby und unterstützt auch deren Produktion.

Im Dezember 2020 investierte Uber Technologies Inc 75 Millionen US-Dollar in das Start-up. Die Investition ist Teil eines umfassenden Deals zwischen den Unternehmen, die auch die Übernahme von Uber Elevate, der Flugsparte des Transportunternehmens, durch Joby beinhaltet.

Flugtaxis für Großstädte und das Militär

In drei Jahren will Joby einen kommerziellen Service für Passagiere in Städten wie New York, Los Angeles, Miami und San Francisco an den Start bringen. Die Kooperation mit REEF soll Joby die nötigen Mietverträge für Start- und Landeplätze auf manchen von REEFs über 5.000 Parkhäusern in Nordamerika und Europa einbringen.

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Ein eVTOL von Hersteller Joby Aviation in der Luft.
Bis zu zwei der sechs Propeller können ohne Auswirkungen auf die Flugeigenschaften ausfallen. | Bild: Joby Aviation

Doch schon heute hat das Unternehmen einen Großkunden: die United States Air Force. Ende letzten Jahres wurden Jobys eVTOLs für den Einsatz zertifiziert. Noch dieses Jahr sollen bis zu zehn Flugzeuge getestet werden. Die Air Force sieht vor allem finanzielle Vorteile durch den Einsatz der eVTOLs: Sie sollen nur etwa ein Viertel der Kosten von herkömmlichen Hubschraubern verursachen.

Jobys eVTOLs werden ausschließlich für medizinische Evakuierungen, humanitäre Hilfen oder in Katastrophengebieten eingesetzt. Für den Kampf sind sie nicht ausgelegt. Diesen Einsatzzweck lehnt Joby Aviation laut eigenen Angaben aus moralischen Gründen ab.

Titelbild & Quelle: Joby Aviation

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Josef schreibt für THE DECODER über Robotik, autonomes Fahren, vernetzte Städte und smarte Geräte. Träumt von einem Smart Home, in dem sämtliche Sprachassistenten friedlich koexistieren.
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