KI in der Praxis

Deutsche Initiative will europäische KI-Infrastruktur aufbauen

Matthias Bastian
Eine Konzeptgrafik eines Serverraums in einem Hochleistungsrechenzentrum für KI. Auf dem Boden ist eine Deutschlandflagge angebracht, um zu illustrieren, dass es sich um einen Standort in Deutschland handelt.

Midjourney prompted by THE DECODER

Eine Initiative plant, eine europäische KI-Infrastruktur mit einem Hochleistungsrechenzentrum in Deutschland aufzubauen, um am disruptiven Potenzial künstlicher Intelligenz mitzuwirken.

Die Machbarkeitsstudie der LEAM-Initiative (Large European AI Models) wurde vom KI-Bundesverband im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz erstellt. Sie befasst sich mit dem Aufbau eines Hochleistungsrechenzentrums für Künstliche Intelligenz. Ziel ist es, dass Deutschland und Europa eigene "KI-Foundation-Modelle" entwickeln, die laut Studienteam "disruptive Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft" haben werden.

Ein bekanntes Foundation-Modell für Sprache ist beispielsweise GPT-3, aus dem unter anderem das Code-KI-Modell Codex und das derzeit populäre ChatGPT hervorgegangen sind. Es sei an der Zeit, eine Aufholjagd zu starten", heißt es in der Ankündigung der Studie. Andernfalls sei die digitale Souveränität Europas gefährdet.

KI-Foundation-Modelle werden zu disruptiven Anwendungen auf Basis Künstlicher Intelligenz führen. Diese Entwicklung wird in naher Zukunft viele neue Anwendungen, Plattformen und Geschäftsmodelle in beinahe allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft ermöglichen. LEAM zeigt einen Fahrplan auf, wie Deutschland an dieser Zukunftstechnologie teilhaben kann.

LEAM

USA und Sprachmodelle dominieren den KI-Markt

Der Studie zufolge dominieren die USA den Markt für grundlegende große KI-Modelle: 73 Prozent der Modelle stammen aus den USA, 15 Prozent aus China. Die Entwicklung werde von "großen Technologieunternehmen mit Milliardeninvestitionen" vorangetrieben. Der KI-Bundesverband spricht von einem "monopolartigen Cluster".

Für Deutschland und Europa bleibt da nicht viel Platz: Es bestehe die Gefahr, einen Paradigmenwechsel zu verpassen, schreibt das Studienteam.

"Die digitale Souveränität im Bereich Kl und nachgelagerten Anwendungen ist akut bedroht und damit die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft in Deutschland." Und weiter: "Die Bedeutung der Modelle wird in Zukunft steigen."

Zwei Drittel der befragten KI-Unternehmen in Deutschland würden bereits mit Foundation-Modellen arbeiten, 71 Prozent davon mit Sprachmodellen. 80 Prozent der befragten Unternehmen sprachen sich dafür aus, große KI-Modelle auf Basis europäischer Werte zu entwickeln.

Fehlende Rechenleistung als Knackpunkt

Um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas herzustellen, benötige es eine "leistungsfähige Kl-Supercomputing-Infrastruktur", die derzeit in Deutschland fehle, so die Studienautor:innen.

Die Kosten für den Aufbau einer solchen Infrastruktur werden in der Studie auf 350 bis 400 Millionen Euro beziffert und als "hard- und softwaretechnisch machbar" eingestuft.

Mit dieser Summe könne die notwendige Infrastruktur inklusive Dienstleistungen für die Entwicklung vertrauenswürdiger Open-Source-Foundation-Modelle bereitgestellt werden. Die Wirtschaft könnte auf Basis dieser Modelle eigene KI-Anwendungen entwickeln.

Dieses "KI-Servicezentrum" könne durch eine gemeinsame Initiative von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in Deutschland erfolgreich aufgebaut und betrieben werden. Als Leuchtturm könne es dazu beitragen, KI-Fachkräfte in Deutschland zu halten und neue auszubilden.

Die LEAM-Initiative steht laut eigenen Angaben im Austausch mit OpenGPT-X, Aleph Alpha und Huggingface. Die vollständige Studie kann bei LEAM AI heruntergeladen werden.

Quellen: