"Äußerst bedenklich" findet Elon Musk manche Antworten, die ChatGPT gibt. Jetzt will er angeblich an einer Alternative arbeiten.
Elon Musk hat angesichts der Turbulenzen bei Twitter derzeit sicher genug zu tun. Dennoch will es sich der Multimilliardär nicht nehmen lassen, noch ein KI-Forschungslabor ins Leben zu rufen, berichtet The Information. Dieses soll an einer Alternative zu ChatGPT arbeiten.
Eine führende Rolle soll dabei der Wissenschaftler Igor Babuschkin spielen, der zuletzt bei Googles KI-Einheit Deepmind, zuvor aber auch bei dem von Musk mitfinanzierten OpenAI tätig war. Musk war einer der Hauptfinanziers der US-Einrichtung, schied aber 2018 aus dem Vorstand aus, um Interessenkonflikte mit seinem Elektroautobetrieb Tesla zu vermeiden, der ebenfalls an KI forscht.
Musks neues Projekt befinde sich noch in einem frühen Stadium ohne konkrete Produktpläne, hieß es. Babuschkin habe noch keinen Vertrag unterzeichnet.
Musk kommentiert die Gerüchte nicht
Musk, sonst vor allem auf Twitter sehr mitteilungsfreudig, hat sich zu diesem Thema noch nicht geäußert. Zunächst hatte er sich grundsätzlich positiv über die Fortschritte bei der Entwicklung von ChatGPT geäußert: "ChatGPT ist erschreckend gut. Wir sind nicht weit von einer gefährlich starken KI entfernt."
Gleichzeitig lässt er auch durchblicken, dass ihm der Chatbot "zu woke" ist, wie entsprechende Interaktionen auf Twitter vermuten lassen. "Äußerst bedenklich", antwortete er etwa auf Meldungen, dass ChatGPT keine Frau definieren wolle, Demokraten statt Republikaner lobe und behaupte, Atomwaffen seien weniger gefährlich als Rassismus. Tatsächlich hatten auch tiefergehende Untersuchungen dem KI-Chatbot eine eher linke politische Einstellung attestiert.
Laut Babuschkin will Musk eine Chat-KI entwickeln, die besser argumentieren kann und objektiver ist. Das Modell solle vertrauenswürdiger und zuverlässiger sein. Weniger Richtlinien seien nicht das Ziel.
Mitte Februar forderte Musk "TruthGPT", also ein Modell, dessen Name impliziert, dass es aus Musks Sicht "die Wahrheit" sagt, anstatt etwa bestimmte gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen.
Extremely concerning
— Elon Musk (@elonmusk) February 12, 2023
Schon die Übernahme von Twitter war von einem vermeintlichen Befreiungsschlag für die Meinungsfreiheit motiviert. Musks mögliche Absicht, eine aus seiner Sicht politisch neutralere Alternative zu ChatGPT zu schaffen, wäre also nicht verwunderlich.
Möglicherweise kommt ihm OpenAI jedoch zuvor: Das Unternehmen hat für die Zukunft individualisierbare ChatGPT-Modelle angekündigt. Nutzer:innen sollen Chatbot-Modelle innerhalb „von der Gesellschaft festgelegter Grenzen“ auf ihre Bedürfnisse anpassen können.
In kürzlich durchgesickerten Informationen zur OpenAI-Entwicklungsplattform Foundry ist von "robusteren Feinabstimmungsoptionen für die neuesten Modelle" die Rede, die über Foundry verfügbar sein sollen. Die Zukunft von großen KI-Modellen könnte daher vielfältiger und individueller werden, was auch Kritik an politischen Verzerrungen abschwächen könnte.