Neben Games und Entertainment bieten VR-Technologien eine Reihe weiterer Anwendungsszenarien. Zum Beispiel können Roboter ferngesteuert werden.
Wissenschaftler der Universität Tokyo demonstrieren, wie mit Sensoren von Valves Virtual-Reality-Tracking Lighthouse die Bewegungen eines Roboters mit denen eines Menschen synchronisiert werden können. Für das Tracking hat der Forscher zwei Vive-Controller in den Händen, die die Arme fernsteuern. Auf den Füßen kleben je zwei Vive-Tracker, die Bewegungen auf die Robobeine übertragen. Zusätzlich erfasst ein Vive-Tracker in der Körpermitte die Position des Roboreiters.
Im Video wird es zwar nicht gezeigt, aber mit einer VR-Brille könnten auch die Kopfbewegungen des Roboters gesteuert werden und der Brillenträger würde die Welt aus seiner Perspektive sehen. Menschen könnten so vollständig in den Körper eines Roboters schlüpfen.
Neu ist diese Form der Telepräsenz zwar nicht, aber sie war noch nie zuvor so präzise, schnell und günstig umsetzbar. Was vorher in aufwendigen Konzeptstudien demonstriert wurde, könnte zukünftig vergleichsweise einfach in den Arbeitsalltag integriert werden.
Sprünge sind verboten
Laut den Forschern aus Tokyo ist es das erste Mal, dass ein komplexer humanoider Roboter mit einem menschlichen Körper ferngesteuert wird. Ein humanoides Modell kann im Vorteil sein, wenn es sich in einer von Menschen für Menschen gemachten Umgebung bewegt, beispielsweise Türen und Fenster öffnen oder für Menschen gemachte Geräte bedienen muss.
Die menschlichen Bewegungen werden bei der Übertragung so adaptiert, dass sie zum Bewegungsumfang des Roboters passen. Sie werden also nicht exakt synchronisiert. Das würde erst dann Sinn ergeben, wenn ein Roboter sich ebenso dynamisch bewegen könnte wie der Mensch.
Das ist das Ziel der japanischen Forscher: Langfristig soll der Roboter alles können, was ein Mensch kann. Bis dahin sind Sprünge und Sprints verboten, normales Laufen ist hingegen ok. Die oberste Priorität ist, dass der Roboter nicht umfällt.
Schaffen Telepräsenz-Roboter neue Arbeitsplätze?
Der VR-Entwickler und Mitgründer von Second Life Philip Rosedale glaubt, dass solche Telepräsenz-Roboter dem US-Jobmarkt helfen könnten. Zum einen würde allein die Konstruktion der Roboter viel Arbeit bringen.
Zum anderen könnten die Robomenschen als ferngesteuerte Arbeiter in das Ökosystem integriert werden, vom Supermarkthelfer bis zum Robocop. "Der Roboter könnte physisch viel stärker sein oder sehr groß, sehr klein oder was auch immer der Job verlangt", meint Rosedale. Menschen könnten weiter in ihrem Heimatort leben und dennoch flexibel im ganzen Land Arbeit finden.
Das US-Startup SpaceVR denkt noch größer: Telepräsenz-Roboter sollen helfen, den Mars zu kolonisieren. Es sei günstiger, leichter und weniger gefährlich, Robomenschen zum Mars zu schicken als echte Menschen.
Die Revolution soll jedoch auf der Erde beginnen: Der Geschäftsführer Ryan Holmes will in den nächsten drei Jahren zehn Millionen Roboter produzieren, die von billigen Arbeitskräften ferngesteuert werden und die für konkurrenzlos tiefe Löhne arbeiten.