Microsoft-Mitbegründer Bill Gates ist davon überzeugt, dass KI-Agenten die Technologiebranche in den nächsten fünf Jahren revolutionieren werden.
In einem kürzlich erschienenen Blogbeitrag erläutert Gates, wie KI-Agenten die Art und Weise, wie wir mit Computern interagieren, grundlegend verändern und die Notwendigkeit separater Anwendungen für unterschiedliche Aufgaben ersetzen könnten.
KI-Agenten seien bereits seit fast 30 Jahren ein Konzept, aber erst die jüngsten Fortschritte in der KI hätten sie praktikabel gemacht, so Gates.
Diese Agenten, die auf natürliche Sprache reagieren und zahlreiche Aufgaben auf der Grundlage ihres Wissens über den Benutzer ausführen können, sollen zu persönlichen Assistenten für jeden Online-Nutzer werden. Sie sollen ein tiefes Verständnis für das Leben des Nutzers haben, um personalisiert reagieren und proaktiv Vorschläge machen zu können.
In Zukunft wird es nicht mehr nötig sein, für verschiedene Aufgaben unterschiedliche Apps zu verwenden. Man sagt dem Gerät einfach in Alltagssprache, was man tun möchte. Und je nachdem, wie viele Informationen man mit dem Gerät teilt, wird die Software in der Lage sein, personalisiert zu reagieren, da sie ein umfassendes Verständnis des eigenen Lebens hat.
Bald wird jeder, der online ist, einen persönlichen Assistenten mit künstlicher Intelligenz haben, der weit über die heutige Technologie hinausgeht.
Bill Gates
KI macht Dienstleistungen günstig
Gates glaubt, dass KI-Agenten Dienstleistungen demokratisieren werden, die derzeit für die meisten Menschen zu teuer sind. Er sieht vier Bereiche, in denen KI-Agenten einen großen Einfluss haben werden: Gesundheit, Bildung, Produktivität sowie Unterhaltung und Shopping.
Im Gesundheitswesen sollen KI-Agenten Patienten bei der Grundversorgung, der Beratung bei Gesundheitsproblemen und der Entscheidung über eine Behandlung unterstützen.
Außerdem sollen sie das medizinische Personal bei der Entscheidungsfindung unterstützen und die Produktivität steigern. Im Bereich der psychischen Gesundheit werden KI-Agenten Therapien erschwinglicher und zugänglicher machen, glaubt Gates.
Die bisherige Forschung stützt diese These insofern, als große Sprachmodelle mögliche Emotionen detaillierter beschreiben können als Menschen. Ob Maschinen deshalb gute Therapeuten sein können, ist offen.
Personalisiertes Lernen für Schüler, Entlastung für Lehrer
Im Bildungsbereich werden KI-Agenten die Arbeit der Lehrkräfte ergänzen, indem sie das Lernen für die Schüler personalisieren und die Lehrkräfte von Papierkram und anderen Aufgaben entlasten. Gates stellt sich eine Zukunft vor, in der KI-Agenten die Effizienz des Einzelunterrichts messen und zusätzliche Beratung für alle anbieten.
Im Bereich der Produktivität sollen KI-Agenten die Nutzer bei verschiedenen Aufgaben unterstützen und wie persönliche Assistenten selbstständig agieren. Sie sollen bei Aufgaben wie der Erstellung von Geschäftsplänen, Präsentationen und Produktbildern helfen. Als Beispiele für KI-Tools, die bereits in diese Richtung arbeiten, nennt Gates Microsofts Copilot und Googles Assistant with Bard.
Im Unterhaltungs- und Einkaufsbereich sollen KI-Agenten Empfehlungen geben und gleichzeitig bei deren Umsetzung helfen. Sie sollen etwa die besten Preise und Dienstleistungen finden und Nachrichten und Unterhaltung auf die Interessen der Nutzer zuschneiden.
Tech-Branche steht vor einer Umwälzung
Gates prognostiziert, dass KI-Agenten die nächste Computerplattform werden und die Art und Weise verändern, wie Software genutzt und geschrieben wird. KI-Agenten würden Schockwellen durch die Technologiebranche senden und die Art und Weise verändern, wie wir leben und mit Computern interagieren.
Gates skizziert ein Szenario, in der die heute noch exklusive Software-Entwicklung von allen beherrscht werden kann. Die vor wenigen Tagen vorgestellten "GPTs" von OpenAI sieht Gates als Wegbereiter dieser Entwicklung.
Kurz gesagt, Agenten werden in der Lage sein, bei praktisch jeder Tätigkeit und in jedem Lebensbereich zu helfen. Die Auswirkungen auf die Softwarebranche und auf die Gesellschaft werden tiefgreifend sein.
[...]
Um eine neue Anwendung oder einen neuen Dienst zu erstellen, muss man nicht wissen, wie man Code schreibt oder Grafikdesign betreibt. Man sagt seinem Agenten einfach, was man will. Er wird in der Lage sein, den Code zu schreiben, das Erscheinungsbild der App zu entwerfen, ein Logo zu erstellen und die App in einem Online-Store zu veröffentlichen.
Bill Gates
Gates räumt jedoch ein, dass noch einige technische Herausforderungen zu bewältigen sind, wie z.B. neue Datenbanken und Strukturen für die nuancierte Erfassung von Beziehungen und Interessen bei gleichzeitiger Wahrung des Datenschutzes, Art und Umfang der Interaktion der Agenten untereinander und mit den Nutzern, ihre Ausrichtung, die hohen Kosten der generativen KI, leichteres Prompting und die Reduzierung von Halluzinationen.
Die Technologiebranche und die Gesetzgeber müssten sich mit diesen und anderen Fragen auseinandersetzen, um sicherzustellen, dass KI-Agenten angemessen und effizient eingesetzt werden.
Gates erklärte kürzlich, dass er keinen großen Leistungssprung von GPT-4 zu GPT-5 erwarte, dass aber grundlegende Probleme der Modelle wie Halluzinationen in den nächsten Jahren gelöst werden könnten.