Künstliche Intelligenz

KI-Diagnose: Mit Daten gegen COVID-19

Matthias Bastian
Ein Röntgenbild ist aufgehängt und wird beleuchtet. Ein Finger zeigt auf eien Stelle an der Wirbelsäule.

Mit einem riesigen Datensatz will das britische Gesundheitssystem die Diagnose und Behandlung von COVID-19 beschleunigen und verbessern.

40.000 CT-Scans, MRTs und Röntgenbilder von mehr als 10.000 Patienten in ganz Großbritannien, die im Verlauf der Pandemie aufgenommen wurden, hat die britische Gesundheitsbehörde NHSX (National Health Service X) in den vergangenen Monaten zusammengetragen.

Den Zugang zu diesen Daten gibt die Behörde jetzt landesweit an Universitäten und Krankenhäuser frei. In Kombination mit Bildanalyse-KI soll der Datensatz dazu beitragen, dass Patienten mit COVID-19 schneller und besser behandelt werden können und somit die Krankenhäuser entlasten.

"Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz beginnt bereits, die Patientenversorgung zu transformieren, indem der NHS zu einem vorausschauenden, präventiven und personalisierten Gesundheits- und Pflegedienst wird", sagt der britische Gesundheitsminister Matt Hancock.

KI-Diagnose: Schneller und präziser

Die KI-Diagnose soll zu einem früheren Zeitpunkt präziser sein als die Diagnose menschlicher Ärzte. Mit dem Datensatz trainierte Algorithmen sollen beispielsweise an den ersten Röntgenbildern erkennen, ob einem Patienten ein harmloser oder schwerer Verlauf der COVID-19-Erkrankung bevorsteht. Das wiederum soll die Versorgung besser planbar machen.

Die britischen Gesundheitsbehörden unterstützen Krankenhäuser und Universitäten dabei, KI-Werkzeuge für Ärzte zu entwickeln. Entsprechende Projekte laufen an der Universität College London und der Universität Bradford. Ärzte im Addenbrooke's Hospital in Cambridge sollen ebenfalls an einem Algorithmus arbeiten, der auf dem Datensatz der Gesundheitsbehörde basiert.

Dass die KI-Diagnose während der Corona-Pandemie noch flächendeckend Wirkung zeigen kann, ist eher unwahrscheinlich - das Datentraining ist zwar vergleichsweise schnell bewerkstelligt, aber die Verifizierung der algorithmischen Diagnose, der wissenschaftliche Diskurs und letztlich die behördliche Freigabe dürften mehr Zeit in Anspruch nehmen, als der Pandemie hoffentlich noch bleibt. Der jetzt etablierte Prozess ist dafür eine Investition in die Zukunft.

"Dies ist genau die Initiative, die wir brauchen, um sicherzustellen, dass wir auf zukünftige Pandemien besser vorbereitet sind und besser reagieren können", sagt Evis Sala, Professor für onkologische Bildgebung an der Universität Cambridge.

Die NHSX ist eine auf die Digitalisierung des britischen Gesundheitssystems spezialisierte Abteilung des National Health Service. 2019 investierte die britische Regierung rund 270 Millionen Euro in ein KI-Labor als Bestandteil der NHSX mit zahlreichen Zielen, darunter auch bessere und schnellere Diagnosen durch KI-Bildanalyse.

Quelle: Britische Regierung

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