Die groß angelegte Cloud- und KI-Modernisierung der IT-Infrastruktur des US-Militärs geht in die nächste Ausschreibungsrunde.
Zunächst muss man wissen, dass der Zehn-Milliarden-Auftrag zur "Joint Enterprise Defense Infrastructure Cloud" (JEDI) für das US-Militär eine ereigenisreiche Geschichte hat: Das ursprünglich favorisierte Google stieg im Oktober 2018 (!) aus dem Bieterwettbewerb aus wegen Bedenken, dass die Militär-Kooperation nicht zu den eigenen ethischen Richtlinien für Künstliche Intelligenz passe.
Amazon zweifelt Microsoft-Vergabe an
Anschließend entstand ein Bieterwettbewerb zwischen Microsoft, Amazon, Oracle und IBM. Microsoft erhielt letztlich den Zuschlag, was allerdings bei Amazon für Irritation sorgte, das sich eindeutig in der besten Position sah, die im Ausschreiben formulierten Bedingungen zu erfüllen.
Amazon äußerte Zweifel, dass der Vertrag allein aufgrund objektiver Kriterien an Microsoft vergeben wurde und zog vor Gericht, was zunächst eine Pause für den JEDI-Vertrag zur Folge hatte.
Microsoft indes nutzte den Zuschlag, um sich nachdrücklich hinter den militärischen Einsatz von KI-Technologie zu stellen - und überging dabei, im Unterschied zu Google, Proteste aus den eigenen Reihen.
Pentagon: Zurück auf Start
Jetzt annulliert das US-Verteidigungsministerium die JEDI-Vergabe an Microsoft, offiziell allerdings nicht wegen Amazons Vergabeprotesten: Laut Pentagon entspricht das im Ausschreiben formulierte technische Vorhaben nach langer Verzögerung nicht mehr den Bedürfnissen des US-Militärs.
Das Konzept von JEDI sah vor, militärische Daten der Streitkräfte in einem zentralen Cloud-System zusammenzuführen. Künstliche Intelligenz sollte eine zentrale Rolle einnehmen bei der Verarbeitung und Auswertung dieser großen Datenmengen. Das Projekt war für zehn Jahre angelegt.
Microsoft gibt Amazon die Schuld
Microsoft gibt in einem Blog-Post offen Amazon die Schuld an der Entscheidung des Pentagons: "Das Verteidigungsministerium stand vor einer schwierigen Wahl: Mit dem möglicherweise jahrelangen Rechtsstreit fortzufahren oder einen anderen Weg zu finden."
Microsoft würde das Pentagon bei den nächsten Schritten weiter unterstützen und verweist auf aktuell laufende Kooperationen mit der US-Armee. Unter anderem versorgt der Konzern Streitkräfte mit einer speziellen Version der Augmented-Reality-Brille Hololens.
"Unsere jahrzehntelange Partnerschaft mit dem Verteidigungsministerium wird fortgesetzt - und wir sind bereit, die Männer und Frauen in Uniform unseres Landes bei der Erfüllung unserer nationalen Sicherheitsanforderungen zu unterstützen", schreibt Microsoft.