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Microsoft verbessert den Bing-Chat und will ihn auf andere Browser ausweiten. Auch das Kontextfenster wird größer, was sich positiv auf die Qualität der generierten Antworten auswirken dürfte. In Bezug auf das Chatbot-Ökosystem und das Urheberrecht sind jedoch weiter viele Fragen offen.

Die Bing-Chat-Neuerungen kündigte Microsofts Suchchef Mikhail Parakhin auf Twitter an. Demnach soll die erste experimentelle Unterstützung für weitere Browser "hoffentlich" mit einem großen Update im Juni ausgerollt werden.

Derzeit läuft Bing Chat nur in Microsofts Browser Edge. Die Integration in weitere Browser wie Firefox und Chrome könnte ein Wachstumstreiber für den Chatbot sein und zahlen auf Microsofts Strategie ein, Bing Chat vom Produkt zur Plattform zu entwickeln. Auch OpenAIs ChatGPT und Google Bard sind über das Webinterface in vielen Browsern verfügbar.

Ebenso hat Microsoft laut Parakhin Bing Chat für einen "großen Plugin-Rollout" umgestaltet: In Zukunft wird jede Funktion des Chats als Plugin funktionieren, auch Facetten der Internetsuche. Dadurch werde Bing Chat flexibler und es sei einfacher, neue Quellen hinzuzufügen, ohne alle anderen Faktoren zu beeinflussen, schreibt Parakhin.

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Bing Chat bekommt größeres Kontextfenster

Teil des Juni-Updates wird laut Parakhin ein größeres Kontextfenster für den "balancierten" Modus von Bing Chat sein. Ein größeres Kontextfenster ermöglicht es dem KI-Modell, mehr Token, das heißt Satz- und Wortzeichen, gleichzeitig zu betrachten, bevor es eine Antwort generiert.

Das Kontextfenster kann man sich wie die Leuchtkraft einer Taschenlampe vorstellen: Je heller sie in den dunklen Raum strahlt, desto mehr Details kann man erkennen und beschreiben, etwa ob man sich im Ess- oder im Schlafzimmer befindet. Stühle und Tische gibt es womöglich in beiden Räumen, ein Bett wahrscheinlich nur im Schlafzimmer.

Je größer das Kontextfenster, desto besser funktioniert die Wortvorhersage, was sich positiv auf die Qualität der generierten Inhalte auswirkt.

Weitere Verbesserungen im Juni-Upate sind laut Parakhin eine geringere Abbruchrate, insbesondere bei der Codegenerierung, und Verbesserungen am Bing Image Creator, der bereits auf einer weiterentwickelten Version von OpenAIs DALL-E 2 basiert.

Dass Google Bard deutlich schneller als Bing Chat ist, liegt laut Parakhin daran, dass Google ein "viel kleineres Modell" verwendet. Google CEO Sundar Pichai hat bereits angekündigt, dass Bard in Zukunft auf leistungsfähigere Sprachmodelle zurückgreifen wird.

Empfehlung

Microsoft und Google stürzen sich in ein neues Web-Ökosystem, aber sie haben keinen Plan, wer dafür bezahlen soll und wie

Auch OpenAI rollt neben der Browser-Version eine ChatGPT-App aggressiv aus. Sie ist bereits in 152 Ländern verfügbar. Wie dieses neue Chatbot-Content-Ökosystem von Microsoft, Google und OpenAI funktionieren soll, ist allerdings noch unklar.

Im Gegenteil: Googles generative KI-Suche, die sich derzeit in einer ersten Testphase befindet, wirft noch mehr Fragen auf.

Google experimentiert mit KI-generierten Antworten direkt in der Google-Suchoberfläche. Die Antworten können über Folgefragen nahtlos in ein Chatbot-System überführt und diskutiert werden. Bei der multimedialen Gestaltung und der Verknüpfung mit weiteren Diensten wie Maps und Produktsuche hat Google derzeit einen deutlichen Vorsprung vor Bing Chat und ChatGPT.

Ob die Qualität der Chat-Antworten die Bedürfnisse der Nutzer besser befriedigt als von Menschen geschriebene Inhalte auf Webseiten, bleibt abzuwarten. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch hoch: Erste Tests der SGE zeigen beispielsweise, dass das Sprachmodell von Google Inhalte von Webseiten nur leicht verändert wiedergibt, die Qualität also im Durchschnitt ein ähnliches Niveau erreichen dürfte.

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Ähnlich funktionieren Bing Chat von Microsoft und ChatGPT von OpenAI mit Bing-Web-Browsing. Inhalte werden paraphrasiert und dabei mehr oder weniger stark umgeschrieben. Ob es sich bei diesen umgeschriebenen KI-Texten um Plagiate oder um Urheberrechtsverletzungen handelt, und ob Gebühren fällig werden, müssen wohl die Gerichte klären.

Google und Microsoft beteuern zwar, dass der Traffic auf externen Webseiten das Hauptziel ihrer neuen Chatbot-Dienste bleibt, und dass sie vom Chatbot-Erfolg profitieren sollen. Angesichts der Funktionsweise dieser Systeme kann sich dies jedoch als Lippenbekenntnis erweisen: Im Vergleich zur herkömmlichen Internetsuche sind Chatbots darauf ausgelegt, dem Suchenden möglichst direkt in der bestehenden Oberfläche Antworten zu liefern und maximalen Komfort zu bieten, also externe Klicks zu reduzieren. Bleiben aber die Klicks auf externe Webseiten aus, fehlt Herausgebern von Webseiten das Geld, um neue Inhalte zu generieren.

Trocknet der Chatbot dann aus - oder beschäftigen Microsoft und Google künftig Redaktionsteams, die Chatbot-Inhalte schreiben? Zumindest gegen Letzteres dürften Wettbewerbsbehörden und Gesetzgeber den einen oder anderen Einwand haben. Was also ist die Lösung?

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Zusammenfassung
  • Microsoft will den Bing-Chat auf andere Browser ausweiten. Die experimentelle Erweiterung könnte im Juni starten.
  • Das Juni-Update enthält auch ein größeres Kontextfenster, das die Antwortqualität verbessern soll. Weitere Verbesserungen sind eine geringere Abbruchrate und eine optimierte Bildgenerierung.
  • Mit dem größeren Rollout wächst das Chatbot-Ökosystem weiter. Unklarheiten bestehen wie gehabt bei der Finanzierung und bei Urheberrechtsfragen.
Quellen
Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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