Der US-amerikanische Chiphersteller Nvidia hat laut durchgesickerten Dokumenten und vier informierten Personen drei neue Chips für den chinesischen Markt entwickelt.
Die Chips H20, L20 und L2 sollen Chinas wachsenden Bedarf an KI decken und gleichzeitig den US-Exportkontrollen entsprechen, berichtet die Financial Times.
Dies ist das zweite Mal innerhalb von etwas mehr als einem Jahr, dass Nvidia seine Produkte für chinesische Kunden aufgrund neuer US-Bestimmungen anpassen muss.
Die US-Regierung hatte in 2022 den Verkauf der Grafikprozessoren A100 und H100 blockiert, woraufhin Nvidia die Alternativmodelle A800 und H800 für China entwickelte. Diese liefen unterhalb der Leistungsgrenze der US-Sanktionen.
Im vergangenen Monat führte die US-Regierung dann verschärfte Exportbeschränkungen ein, die auch die A800 und der H800 betreffen. Die Einführung dieser Beschränkungen zog die Biden-Regierung schließlich überraschend noch einmal deutlich vor.
Weniger KI-Leistung für China - aber gut genug?
Die Leistung der neuen China-GPUs ist im Vergleich zu den bisher in China verkauften Nvidia-Chips reduziert, soll aber dennoch auf dem chinesischen Markt wettbewerbsfähig sein, so Quellen der FT.
Analysten der Chip-Beratungsfirma SemiAnalysis schreiben in einer Notiz an Kunden, dass Nvidia mit den neuen Chips "perfekt auf der Linie zwischen Spitzenleistung und Leistungsdichte balanciert, um sie durch die neuen US-Regulierungen zu bringen".
Nvidia hat die Berichte bisher nicht kommentiert. Das Unternehmen hat in diesem Jahr aufgrund des KI-Hypes einen enormen Aufschwung an der Börse erlebt und ist der Hauptlieferant für nahezu alle neuen Computercluster, die KI-Modelle trainieren und ausführen.
Großaufträge aus China sind ein Wachstumsmotor für Nvidias Umsatz, weshalb das US-Unternehmen trotz aller politischen Bedenken ein großes Interesse daran hat, weiterhin nach China zu liefern.
Bisher hat Nvidia weder in China noch im Rest der Welt ernsthafte Konkurrenz. Durch die geschickte Kombination von Entwicklungswerkzeugen, Softwareinnovationen und passender Hardware nimmt Nvidia eine Rolle ein, die über die eines reinen Chiplieferanten hinausgeht und von anderen Unternehmen nicht ohne weiteres eingeholt werden dürfte.
Für chinesische Chiphersteller kommt erschwerend hinzu, dass sie aufgrund staatlicher Vorgaben Chips nur in China produzieren dürfen und keinen Zugang zu hochentwickelten Chipfertigungsanlagen von Zulieferern wie dem niederländischen Unternehmen ASML haben.