Paragraphica ist eine künstlerische Kamera, die KI-Bilder basierend auf dem Standort erzeugt - und so einen Ort auf ganz eigene Weise einfangen kann.
Ein neues KI-Projekt macht derzeit auf Twitter die Runde: Paragraphica, eine Kamera, die Standortdaten und Stable Diffusion kombiniert, um einzigartige Darstellungen von Orten und Momenten zu erstellen.
Standortdaten füttern Prompt für Stable Diffusion
Die Idee ist so einfach wie genial: Paragraphica verknüpft die Standortdaten der Kamera über das Internet mit offenen APIs und erstellt daraus eine detaillierte Beschreibung des aktuellen Ortes und Moments.
Diese Beschreibung speist sie dann als Prompt via API in Stable Diffusion ein. Die daraus resultierenden "Fotos" sind komplexe und nuancierte Darstellungen des Ortes, die widerspiegeln, wie die KI diesen Ort "sieht", so der dänische Erfinder Bjørn Karmann.
Introducing – Paragraphica! 📡📷
A camera that takes photos using location data. It describes the place you are at and then converts it into an AI-generated "photo".See more here: https://t.co/Oh2BZuhRcf
or try to take your own photo here: https://t.co/w9UFjckiF2 pic.twitter.com/23kR2QGzpa— Bjørn Karmann (@BjoernKarmann) May 30, 2023
Ausgehend von den Standortdaten fragt Paragrahica verschiedene Schnittstellen ab, um Tageszeit, Adresse, Wetter, Temperatur, Datum und Sehenswürdigkeiten in der Nähe zu berücksichtigen. Diese Informationen werden an verschiedenen Stellen des Basisprompts eingefügt.
Das eigentliche Kunstwerk ist aber der Prototyp, den Karmann unter anderem mit Hilfe eines Raspberry Pi, eines 15-Zoll-Touchscreens und 3D-gedruckter Bauteile gebaut hat.
Interessanterweise fangen die Fotos einige Stimmungen und Emotionen ein, die an den Ort erinnern, aber auf eine unheimliche Art und Weise, denn die Fotos sehen nie genau so aus wie dort, wo ich bin.
Bjørn Karmann
Optisch hat sich Karmann vom Sternmull oder Sternnasenmaulwurf inspirieren lassen. Der Name bezieht sich auf das sogenannte Eimersche Organ, das sternförmig an der Schnauze des Maulwurfs sitzt. Der Maulwurf braucht kein Licht, um seine Umgebung wahrzunehmen, sondern tastet sie mit seinen Fühlern ab.
Einstellräder für Radius, Seed und Guidance Scale
Die Fühler sind aber nur Dekoration. Andere Elemente beeinflussen das Ergebnis. Das erste Stellrad ist vergleichbar mit der Brennweite eines optischen Objektivs, denn es bestimmt den Radius in Metern, in dem die Kamera nach Orten und Daten sucht.
Das zweite Einstellrad ist laut Karmann das Äquivalent zur Filmkörnung, da es den Seed zwischen 0,1 und 1 für den Diffusionsprozess festlegt. Der dritte Regler entspricht dem Fokusregler einer Kamera, denn er bestimmt die Guidance Scale: Je höher die Guidance Scale, desto genauer folgt die KI dem Prompt. Die Einstellungen und den Prompt zeigt die Paragraphica auf dem Bildschirm an.
Die Software lässt sich auch im Browser ausprobieren, derzeit scheint die Website dem Ansturm der Besucher:innen aber nicht gewachsen zu sein.