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OpenAI zieht die "Browsing"-Beta für ChatGPT zurück, um Publisher mit Paywalls vor finanziellem Schaden zu bewahren. Diese Begründung ist fadenscheinig.

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Seit Mitte Mai steht ChatGPT-Plus-Nutzern die "Browsing Beta" für ChatGPT zur Verfügung. Ist diese aktiviert, kann das Sprachmodell URLs folgen und Inhalte z.B. von einer Webseite in den Chat ziehen.

Schon bald entdeckten einige Nutzerinnen und Nutzer, dass man ChatGPT mit speziellen Prompts dazu bringen kann, die Bezahlschranken von Webseiten, typischerweise Nachrichtenseiten, zu umgehen. Solche Anti-Paywall-Tools sind im Internet weit verbreitet. ChatGPT hat diese Möglichkeit laut OpenAI "versehentlich" eingebaut.

OpenAI reagiert nun auf diese Paywall-Tricks und deaktiviert das ChatGPT-Browsing, bis das Problem behoben ist. "Wir wollen den Inhabern der Inhalte entgegenkommen", schreibt OpenAI.

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Diese Begründung ist kommunikativ erstaunlich ungeschickt von OpenAI.

PR-Manöver zum Selbstschutz: Offensichtlicher Regelverstoß gefährdet OpenAIs Reputation

Das Unternehmen weiß, dass sein Chatbot potenziell das gesamte Web-Content-Ökosystem untergräbt, indem er kostenlos auf von Menschen geschriebenen Webtexten trainiert wird und kostenlos von Menschen geschriebene Webtexte verarbeitet. Das ist Teil des Masterplans.

Dass damit alle, die mit Texten im Internet Geld verdienen, Probleme bekommen, hat OpenAI in der Vergangenheit zwar anerkannt, aber bisher nicht adressiert. Gleiches gilt für Microsoft und Google.

OpenAIs Vorgehen beim Paywall-Trick wirkt daher wie ein PR-Manöver. Denn natürlich verdienen Verlage mit allen Inhalten auf ihren Webseiten Geld. Nicht nur mit denen hinter der Paywall.

Aber eine Paywall zu umgehen, ist eben ein offensichtlicherer Regelverstoß, als öffentlich zugänglichen Text von einer Webseite zu kopieren und umformuliert weiterzuverwenden, wie es ChatGPT oder Bing Chat oder Bard sonst tun.

Empfehlung

Letzteres Szenario stellt die Verlage jedoch vor weitaus größere finanzielle Herausforderungen als der prozentual geringere Diebstahl von Inhalten hinter einer Paywall.

Für die Positionierung von OpenAI stellt die Umgehung von Paywalls hingegen ein größeres Risiko dar, da es sich hierbei um einen offensichtlichen Regelverstoß handelt, der ihnen in zukünftigen Diskussionen mit Sicherheit vorgeworfen werden würde. Insofern ist die Browsing-Restriktion von OpenAI eine reine Selbstschutzmaßnahme, die als Zugeständnis an die Content-Ersteller verkauft werden soll.

In diesem Sinne: Es ist zu begrüßen, dass OpenAI, aus welchen Gründen auch immer, darauf achtet, dass die Menschen, die Inhalte erstellen, damit auch Geld verdienen können, auch wenn diese Inhalte in veränderter Form über ein OpenAI-Produkt konsumiert werden.

ChatGPT wegen einiger Lücken in den Bezahlschranken der Publisher zu sperren, die bereits an vielen Stellen im Internet ausgenutzt werden, ist schlechte PR. Es ist, als würde man ein Leck reparieren, während der Damm bricht. Die eigentliche Herausforderung ist viel größer.

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Zusammenfassung
  • OpenAI hat die "Browsing Beta" für ChatGPT zurückgezogen, nachdem Nutzer in der Lage waren, die Paywalls zu umgehen. OpenAI will damit die Eigentumsrechte an den Inhalten schützen.
  • Die systematische Wiederverwendung von Texten, die sich nicht hinter einer Paywall befinden, ist jedoch für Verlage eine viel größere finanzielle Herausforderung.
  • Das Umgehen von Paywalls ist jedoch ein klarer Regelverstoß, der die Reputation von OpenAI gefährdet. Die Deaktivierung der Browsing-Funktion ist daher eher als Selbstschutzmaßnahme zu verstehen, die OpenAI als Zugeständnis an die Content-Ersteller verkaufen will.
Quellen
Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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