Mit Neon will Opera das Surfen im Internet grundlegend verändern. Der neue Browser integriert KI-Agenten, die Informationen beschaffen, Aufgaben erledigen und Inhalte erstellen, teilweise auch völlig ohne Eingreifen der Nutzer:innen.
Neon ist in drei Hauptmodule unterteilt: Chat, Do und Make. Das Chat-Modul bietet klassische Funktionen wie Internetrecherche, Textübersetzung, Inhaltsgenerierung und Bildanalyse. Die KI kann Informationen direkt aus der jeweils geöffneten Webseite extrahieren und versteht laut Opera über 50 Sprachen, per Text- oder Spracheingabe. Die Tab-Verwaltung erfolgt ebenfalls über Befehle in natürlicher Sprache.
Im Modul Do übernimmt der Browser aktiv Aufgaben im Web: Formulare ausfüllen, Reisen buchen oder Produkte kaufen – ohne dass der Nutzer selbst klickt. Die KI interpretiert Webseiten über eine textuelle Repräsentation und führt Aktionen automatisch aus. Laut Opera erfolgt diese Interaktion lokal im Browser, um Datenschutz und Sicherheit zu gewährleisten.
Um ein beliebtes Beispiel der KI-Industrie kommt auch Opera nicht herum, so soll man mit diesem Modul etwa die Reiseplanung automatisieren und sich Hotelvorschläge einholen lassen.
Das dritte Modul Make richtet sich an Nutzer:innen mit komplexeren Anforderungen, womit Opera bestehenden Coding-Tools wie Bolt.new oder Lovable.dev oder dem Artefakte-Feature in Claude oder ChatGPT Konkurrenz zu machen scheint. Es soll Ideen in fertige Produkte übersetzen, wie Spiele, Web-Apps, Finanzberichte oder Code.
Die KI-Agenten können mehrere Aufgaben gleichzeitig bearbeiten, auch wenn Nutzende offline sind. Hier bucht der KI-Assistent etwa nicht nur Flüge und Hotels, sondern erstellt direkt eine interaktive Webseite für die Reiseplanung.
Neon wäre Browser No. 5 – und nicht das erste KI-Opera
Neon wäre der fünfte Browser im inzwischen etwas unübersichtlichen Produktportfolio von Opera, von denen jeder teilweise sehr enge Nischen anspricht. Opera GX etwa ist speziell für Gamer:innen konzipiert, Opera Air hingegen nur aufs Nötigste reduziert und soll helfen, "fokussiert und stressfrei zu bleiben". Opera One, im Sommer 2023 eingeführt, war ein Browser mit ChatGPT-Integration. Ob dieser nach der Veröffentlichung von Neon weitergeführt wird oder auf dem Abstellgleis landet, bleibt offen.
Sowieso gibt es noch viele Fragen: Das Erscheinungsdatum von Neon ist nicht bekannt. Auch zur Preisstruktur gibt es bislang keine Angaben – dass der Browser etwas kostet und wohl im Abo abgerechnet wird, geht aus der Produktseite hervor. Interessierte können sich auf eine Warteliste setzen lassen, die jedoch voraussetzt, Marketing-E-Mails zu empfangen.
Die Browserlandschaft dürfte sich durch den KI-Wandel in näherer Zukunft ohnehin merklich verändern. Platzhirsche wie Google integrieren ihre leistungsstarke Technologie direkt in weit verbreitete Interfaces wie Chrome. Firmen wie The Browser Company bringen mit Dia oder jetzt eben Opera von Grund auf neue Browser auf den Markt. Sie folgen der These, dass Webseiten in Zukunft mehr von KI-Agenten als von Menschen genutzt werden.
Irgendwo dazwischen stellen Start-ups wie Perplexity die seit Jahrzehnten etablierten Geschäftsmodelle von Inhalteanbietern auf den Kopf. Dass KI-Agenten, die über Browser bedient werden, anfangen zu funktionieren, aber noch viel Luft nach oben haben, zeigt OpenAIs Operator.