Meta AI Chief Scientist Yann LeCun skizziert einen schrittweisen Ansatz zur Erreichung einer allgemeinen KI. Laut LeCun wird die Entwicklung einer übermenschlichen KI kein plötzliches Ereignis sein, sondern ein schrittweiser Prozess mit mehreren Phasen.
Phase 1: Lernen, wie die Welt funktioniert
LeCun glaubt, dass der erste Schritt in Richtung AGI darin bestehen wird, Systeme zu schaffen, die lernen können, wie die Welt funktioniert, ähnlich wie Tierbabys. Diese Systeme sollen in der Lage sein, ihre Umgebung zu beobachten und daraus zu lernen, was die Grundlage für fortgeschrittenere KI-Fähigkeiten bildet.
LeCun arbeitet an einer neuen gehirnähnlichen KI-Architektur, die die Grenzen heutiger Systeme wie Halluzinationen und logische Schwächen überwinden soll, indem sie die Systeme stärker in der realen Welt verankert. Er sieht darin eine Voraussetzung für die Weiterentwicklung der KI. Heutige Sprachmodelle wie GPT-4 oder Gemini und die Fokussierung auf Textdaten dürften dafür nicht ausreichen.
Phase 2: Zielorientierte Systeme mit Leitplanken
Die nächste Entwicklungsstufe der KI sind laut LeCun Maschinen, die durch Ziele gesteuert werden und innerhalb bestimmter Leitplanken arbeiten. Diese Leitplanken sollen sicherstellen, dass KI-Systeme sicher und kontrollierbar bleiben, während sie ihre Ziele verfolgen.
Phase 3: Planung und logisches Denken
Mit zunehmendem Reifegrad entwickeln KI-Systeme die Fähigkeit, zu planen und zu denken, um ihre Ziele zu erreichen und festgelegte Leitplanken einzuhalten. Dadurch können KI-Systeme fundiertere Entscheidungen treffen und auf der Grundlage ihres Verständnisses der Welt angemessene Maßnahmen ergreifen.
Phase 4: Hierarchische Planung
LeCun stellt sich vor, dass zukünftige KI-Systeme in der Lage sein werden, hierarchisch zu planen und damit ihre Entscheidungsfähigkeit weiter zu verbessern. Dadurch sollen KI-Systeme in die Lage versetzt werden, komplexe Aufgaben und Probleme effizienter zu bewältigen.
Phase 5: Steigerung der maschinellen Intelligenz
Anfangs werden KI-Systeme über eine Intelligenz verfügen, die mit der einer Maus oder Ratte vergleichbar ist. Mit fortschreitender Entwicklung der KI werden diese Systeme jedoch auf ein Intelligenzniveau skaliert, das dem eines Hundes oder einer Krähe entspricht. Während dieses Prozesses werden die Leitplanken angepasst, um sicherzustellen, dass KI-Systeme beherrschbar und sicher bleiben.
Phase 6: Mehr Training und Feinabstimmung
Sobald KI-Systeme einen gewissen Grad an Intelligenz erreicht haben, werden sie mit einer Vielzahl von Umgebungen und Aufgaben trainiert. Dadurch werden die KI-Systeme vielseitiger und können unterschiedliche Herausforderungen bewältigen. Nach diesem Training werden die KI-Systeme so fein abgestimmt, dass sie bei bestimmten Aufgaben hervorragende Leistungen erbringen.
Stufe 7: Die übermenschliche KI ist da
LeCun glaubt, dass wir eines Tages feststellen werden, dass die KI-Systeme, die wir entwickeln, in fast allen Bereichen intelligenter sind als wir.
Das bedeute nicht, dass diese Systeme Gefühle oder Bewusstsein haben werden. Aber sie würden in der Lage sein, die ihnen zugewiesenen Aufgaben besser zu erledigen als Menschen. Bis dahin wird es laut LeCun allerdings noch mindestens fünf Jahre dauern.
Wichtig sei, dass diese fortgeschrittenen KI-Systeme unter menschlicher Kontrolle blieben, auch wenn sie dem Menschen intellektuell überlegen seien.
Auch dafür hat LeCun in der Vergangenheit eine plausible Argumentation geliefert: KI hat keinen natürlichen Dominanztrieb wie der Mensch. Ohne diesen Dominanztrieb könne KI auch bereitwillig einer Klasse dienen, die ihr eigentlich intellektuell unterlegen ist. Intelligenz und Dominanztrieb hätten nichts miteinander zu tun, so LeCun.