TikTok gilt als Treffpunkt der Generation Z und spätestens seit ChatGPT bei den Hausaufgaben helfen kann, hat KI auf der Plattform Hochkonjunktur. Eine Studie zeigt, dass die Begeisterung größer ist als die Kritik.
ChatGPT hat innerhalb kürzester Zeit für eine beachtliche Menge an Inhalten auf TikTok gesorgt - und dabei sind KI-generierte Drehbücher noch gar nicht mitgezählt. Wissenschaftler:innen der Ludwig-Maximilians-Universität in München haben nun untersucht, wie die Ersteller:innen der beliebtesten Videos zum Thema den Chatbot darstellen.
Vor dem Hintergrund der überwiegend jungen Zielgruppe von TikTok - rund 40 Prozent sind laut den meisten Statistiken unter 24 Jahre alt - ist es aufschlussreich zu sehen, welche Aspekte der künstlichen Intelligenz beleuchtet werden und welche nicht. Möglicherweise lassen sich hier erste Tendenzen erkennen, wie die jüngeren Generationen, die mit diesen völlig neuen Werkzeugen aufwachsen, mit ihnen umgehen werden.
#ChatGPT: Mehr als 1,3 Milliarden Mal gesehen
Die Statistiker:innen haben die 100 englischsprachigen Videos unter dem Hashtag #ChatGPT mit den meisten Likes gescannt und kategorisiert. Insgesamt wurden die Videos mit dem Hashtag bis zu diesem Zeitpunkt mehr als 1,3 Milliarden Mal angesehen. Die Top 100 vereinen rund 250 Millionen Aufrufe und 22 Millionen Likes auf sich.
Der größte Anteil entfällt mit 53 Prozent auf die Kategorie "Promotional", die ChatGPT meist positiv konnotiert darstellt. Die meisten dieser Videos geben einen kurzen Überblick über grundlegende Fähigkeiten der KI, wie das Beantworten von Fragen oder das Schreiben von Texten. Nur wenige der untersuchten Videos gehen wirklich in die Tiefe.
Im Vergleich zu den 53 positiven Videos fanden die Forscher:innen nur zwölf kritische Videos in den Top 100, die Hälfte davon über KI-Detektoren wie GPTZero. Möglicherweise interessieren sich TikTok Nutzer:innen vorwiegend für Videos über Detektoren, weil sie befürchten, schlechtere Noten für ihre KI-generierten Hausaufgaben zu bekommen, wenn sie erwischt werden.
Kritische Videos haben höhere Interaktionsraten, aber insgesamt weniger Sichtbarkeit
Neben den Videos an sich haben die Wissenschaftler:innen auch die zugehörigen Views, Likes und Shares erfasst. Das durchschnittliche kritische TikTok-Video wurde häufiger angesehen und erhielt mehr Likes als das durchschnittliche Promo-Video, wurde aber seltener geteilt. Insgesamt wurden die Promo-Videos jedoch von deutlich mehr Personen angesehen, geliked und geteilt als die kritischen ChatGPT-Videos.
Das Fehlen einer Diskussion über die Grenzen der ChatGPT-Nutzung in den analysierten TikTok-Videos ist ein Problem, das weiterer Forschung bedarf. Unserer Analyse zufolge sind die Risiken der Generierung eloquenter, aber falscher Antworten und ähnliche Einschränkungen von ChatGPT, wie z. B. inhärente Voreingenommenheit im Text, auf der beliebtesten Social-Media-Plattform unter Jugendlichen derzeit stark unterrepräsentiert.
Haensch et al.
Die Forschenden wollen Lehrpersonen dazu ermutigen, KI-Tools wie ChatGPT im Unterricht kritisch zu thematisieren, statt sie einfach zu verbieten. Schließlich würden die Schüler:innen ohnehin Wind davon bekommen - etwa auf TikTok.