Adobe hat auf einer Konferenz einen Ausblick auf die zukünftigen Möglichkeiten der generativen Bild-KI gegeben. Project Gingerbread gibt Designern ein präziseres KI-Werkzeug an die Hand.
Der US-Grafikspezialist Adobe hat auf einer Konferenz nach Firefly eine weitere Bild-KI vorgestellt, die eine genauere und zugleich flexiblere Generierung ermöglicht, indem sich das Bildsystem an vom Nutzer erstellten 3D-Szenenvorgaben orientiert. Das generierte Bild wird dann über diese Vorgaben gelegt, anstatt es einfach in einer beliebigen Komposition auszugeben.
"Künstliche Intelligenz neigt dazu, Objekte genau in der Mitte des Bildes zu platzieren", sagt Brooke Hopper, Senior Designerin bei Adobe. "Aber was ist, wenn ich sie anders anordnen möchte?"
3D-Modellierung mit Text-Prompting
Dazu kann der Anwender die Bildszene zunächst grob mit 3D-Objekten vorbereiten. Adobe zeigt dies am Beispiel eines Whiskyglases: Eine 3D-Form, die der Form des Glases ähnelt, wird leicht in den Hintergrund und an den rechten Bildrand geschoben.
Das Bildsystem hält sich dann bei der Umsetzung des Textprompts "Whiskyglas auf einem Holztisch" an die szenischen Vorgaben und platziert das Bild entsprechend auf dem 3D-Modell. Das Whiskyglas erscheint ungefähr an der Stelle im Bild, an der zuvor die 3D-Form platziert wurde. Auf diese Weise reduziert Gingerbread den Zufallsfaktor bei der Bildgenerierung.
this is amazing.@adobe just showcased project ''gingerbread'' at #Config2023 — a image generative AI using 3D objects to tailor your image.
Here, Brooke Hopper used a simple cylinder and a text prompt ''whisky glass'' to create this. pic.twitter.com/a1BI3fZ1A5
— phil desforges (@storybyphil) June 22, 2023
KI-Bildgenerierung wird präziser
Anbieter von Bild-KI-Systemen wie Midjourney geben ihren Kund:innen derzeit abseits des Textbefehls kaum Einfluss auf die generierten Bilder.
Forschungsprojekte wie DragGAN zeigen jedoch, dass präzise KI-Bildgenerierung technisch möglich ist. Auch Metas Make-A-Scene und GLIGEN aus dem März 2023, die 2D-Skizzen als Vorlage für eine KI-Bildfüllung verwenden, bieten mehr Kontrolle als reine Text-Bild-Systeme.
Die Idee von Adobe, die Generierung von KI besser steuerbar zu machen, ist also nicht neu. Aber wenn sie zum ersten Mal produktiv in ein weit verbreitetes Werkzeug wie Photoshop integriert wird, könnte sie zum ersten Mal den Weg aus dem Forschungslabor in die Praxis finden. Adobe hat Project Gingerbread auf der Fachmesse Config 2023 vorgestellt, die von der aufgekauften Designfirma Figma organisiert wird.
Wann und in welcher Form Project Gingerbread erscheinen wird, möglicherweise als Erweiterung von Firefly, ist nicht bekannt. Adobe hat Firefly auf vielfältige Weise in verschiedene Programme seiner Creative Suite wie Photoshop, Premiere Pro und Illustrator integriert, die über reines Text-zu-Bild-Prompting hinausgehen.
Spätestens auf der Adobe Max 2023 im Oktober 2023 könnte es weitere Neuigkeiten zu Gingerbread geben. Normalerweise hebt sich Adobe große Ankündigungen für die Hausmesse auf. Doch in der schnelllebigen KI-Branche zählen Tage mehr als Wochen: Vermutlich hat sich Adobe deshalb entschieden, Gingerbread schon vorab in einem frühen Stadium zu zeigen.