Meta gibt KI für Wissenschaft auf und will sich aufs Geldverdienen konzentrieren - Bericht
Kurz & Knapp
- Berichten der Financial Times zufolge hat Meta sein Proteinfaltungsprojekt ESMFold eingestellt und das daran beteiligte Team im Rahmen einer größeren Entlassungswelle entlassen.
- ESMFold nutzte ein großes Sprachmodell, um Proteinstrukturvorhersagen 60 Mal schneller zu generieren als DeepMinds Alphafold, allerdings mit geringerer Genauigkeit. Genauere und schnellere Proteinvorhersagen können bei der Entwicklung neuer Medikamente hilfreich sein.
- Diese Entscheidung signalisiert eine Verlagerung der Prioritäten von Meta, die sich von wissenschaftlichen oder experimentellen Projekten auf kommerzielle KI-Projekte mit Gewinnpotenzial konzentriert. Besonderes Augenmerk gilt dabei der generativen KI.
KI bringt als Grundlagentechnologie viele Wissenschaften voran, aber Meta sieht darin offenbar kein Geschäft.
Das berichtet die Financial Times unter Berufung auf drei Quellen, die mit den KI-Projekten von Meta vertraut sind. Demnach hat Meta das Ende vergangenen Jahres vorgestellte Projekt ESMFold zur Faltung von Proteinen eingestellt und das Team entlassen. Rund ein Dutzend beteiligte Forscherinnen und Forscher mussten im Frühjahr im Zuge einer größeren Entlassungswelle gehen.
ESMFold konnte mithilfe eines großen Sprachmodells 60-mal schneller Strukturvorhersagen für Proteine generieren als Deepminds Alphafold, das als wissenschaftliche Sensation gilt. Allerdings büßt ESMFold an Genauigkeit ein.
Schnelle und genaue Proteinvorhersagen können bei der Entwicklung neuer Medikamente helfen. Deepmind und Alphabet gründeten mit Isomorphic Labs eigens ein neues Unternehmen für KI-Medizin. In Deutschland forscht unter anderem Biontech an KI für Medizin.
Signal für mehr kommerzielle generative KI
Meta hat nach einem Einbruch des Börsenkurses Ende 2022 ein "Jahr der Effizienz" angekündigt, das sich auf Profitabilität und Geschäftssegmente mit guten Wachstumsaussichten konzentrieren soll. Im Zuge dieser Umstrukturierung wird Meta rund 20.000 Beschäftigte entlassen.
Auch das ESMFold-Team scheint diesem Strategiewechsel zum Opfer gefallen zu sein. Unklar ist, ob Meta die bestehende ESMFold-Infrastruktur und Datenbank weiter anbieten wird.
Zwar war das ESMFold-Team im Vergleich zu den Tausenden KI-Fachkräften bei Meta winzig. Dennoch sei die Einstellung des Projekts ein Zeichen dafür, dass Meta kommerziellen KI-Projekten mit Gewinnaussichten Vorrang vor wissenschaftlichen oder experimentellen Projekten einräume, so der ehemalige ESMFold-Mitarbeiter Yaniv Shmueli. Ein besonderer Schwerpunkt soll auf generativer KI liegen.
Laut Joëlle Pineau, Vizepräsidentin für KI-Forschung bei Meta, engagiert sich der Werbekonzern in seiner KI-Abteilung "Fair" weiterhin für explorative Forschung auf der Grundlage von Open Science. Die Projekte würden in andere Unternehmensbereiche und Produkte einfließen.
Im Juni berichtete zuvor das Wall Street Journal, dass Meta seine Ressourcen von der KI-Forschung auf KI-Produkte verlagert.
Meta-Chatbots stehen in den Startlöchern
Voraussichtlich im September startet Meta ein neues Chatbot-Angebot für die eigenen Social-Media-Dienste. Verschiedene Charaktere sollen die Nutzerinnen und Nutzer bei alltäglichen Aufgaben und Wissensfragen unterstützen.
Meta arbeitet auch an generativer KI für Bild, Video, Audio und 3D. Bisher konnte das Unternehmen jedoch keines dieser Projekte kommerzialisieren, wie es beispielsweise OpenAI mit ChatGPT oder Midjourney gelungen ist. Mit dem Sprachmodell Llama hat Meta jedoch die Open-Source-Szene auf seine Seite gezogen und profitiert von deren Weiterentwicklungen.
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