Bisher sind die Visionen von Microsoft und OpenAI für eine neue Chatbot-Websuche nicht in Erfüllung gegangen. Doch OpenAI plant offenbar einen neuen Anlauf.
Laut einer Quelle von The Information entwickelt OpenAI ein eigenes Websuchprodukt, das in direkter Konkurrenz zu Google stehen soll. Das Produkt soll zumindest teilweise auf Microsofts Bing-Suche basieren.
Es ist unklar, ob die Websuche ein separates Produkt von ChatGPT wird, in das Bing bereits integriert ist. ChatGPT liest über Bing den Inhalt einer Webseite und versucht, diesen in etwa 100 Wörtern zusammenzufassen.
Diese Form der Websuche ist jedoch langsam und unzuverlässig in Bezug auf die Vollständigkeit der Inhalte einer Webseite und bislang keine Konkurrenz für eine klassische Suche.
Daher könnte es für OpenAI sinnvoll sein, ein eigenständiges Suchprodukt zu veröffentlichen, das für diesen Zweck optimiert und schneller ist, ähnlich wie Googles eigene generative KI-Suche SGE oder Perplexity.ai.
Microsofts eigene Chat-Websuche hat trotz vollmundiger Ankündigungen bisher keine nennenswerten Erfolge erzielt.
Das Websuchprodukt von OpenAI könnte mit einem weiteren Projekt zu einem KI-Agenten verknüpft werden, der in der Lage ist, Aufgaben im Internet auf Basis von Anweisungen selbstständig zu erledigen.
So könnte die LLM-Suche etwa die Spielzeit des favorisierten Films im nächstgelegenen Kino ermitteln und gleichzeitig die Reservierung der Kinokarten übernehmen. Auch Google sieht in dieser handlungsorientierten Webnavigation eine mögliche Zukunft als Ergänzung zur klassischen Suche.
Neue KI-basierte Websuche hätte großen Einfluss auf das Content-Ökosystem
Die neuen Web-Suchmaschinen mit generativer KI werden voraussichtlich weniger Traffic auf die Webseiten der Inhalteproduzenten umleiten.
Wenn sie sich am Markt bewähren, sei es als Chatbot oder in anderer Form, wirft dies neue Fragen für das Internet-Ökosystem auf: Wie viel Originalinhalt steckt in den KI-Antworten? Wer trägt die Verantwortung für falsche Antworten? Welchen Wert haben Webseiten noch, wenn eine vorgeschaltete KI-Suche die Antworten weitgehend vorwegnimmt?
Angesichts dieser Fragen und weil sich die vor rund einem Jahr befürchtete ChatGPT-Konkurrenz derzeit nicht als Suchgegner erweist, scheint auch Google das Tempo bei der KI-Transformation der eigenen Websuche zu drosseln. Die Transformation birgt für den Suchkonzern zahlreiche Risiken, die über finanzielle Einbußen hinausgehen.