Die KI-Suchmaschine Perplexity erweitert ihr Publisher-Programm um mehr als ein Dutzend internationale Medienpartner. Kritiker sehen in solchen Deals eine Gefahr für die Medienvielfalt.
Die KI-Suchmaschine Perplexity hat die Aufnahme von mehr als einem Dutzend neuer Medienpartner in ihr Publisher-Programm bekannt gegeben. Wie das Unternehmen mitteilt, gehören zu den neuen Partnern unter anderem The Independent aus Großbritannien, RTL Deutschland mit stern und ntv sowie Medienunternehmen aus Japan und Spanien.
Das Programm sieht vor, dass die teilnehmenden Verlage an den Werbeeinnahmen beteiligt werden. Zusätzlich erhalten sie Zugang zu Perplexitys APIs, Entwickler-Support sowie kostenlose Enterprise-Pro-Lizenzen für ihre Organisationen.
Um das wachsende Programm zu betreuen, hat Perplexity Jessica Chan als neue Leiterin der Publisher-Partnerschaften eingestellt. Chan war zuvor für die Content-Partner-Programme bei LinkedIn verantwortlich.
Medien-Deals als Reaktion auf rechtliche Unsicherheit
Die Deals sind eine Reaktion auf die unsichere Rechtslage bei der Verwendung journalistischer Inhalte durch KI-Unternehmen. KI-Suchmaschinen wie Perplexity stehen unter dem Druck, Vereinbarungen mit Verlagen zu treffen, um möglichen Klagen wegen unerlaubter Nutzung von Inhalten vorzubeugen, z.B. bei der Paraphrasierung von Quellen in der KI-Antwort.
Der Journalismusforscher Jeff Jarvis bezeichnet solche Zahlungen kürzlich als Schweigegeld und Form des Lobbyismus. Das Problem: Während große Medienhäuser von den Deals profitieren können, drohen kleinere Verlage ohne entsprechende Vereinbarungen ins Hintertreffen zu geraten.
Die Situation könnte sich verschärfen, wenn Antwort-Plattformen wie Perplexity weiter an Bedeutung gewinnen. Selbst Verlage mit bestehenden Vereinbarungen könnten dann in problematische Abhängigkeiten geraten, wenn die Plattformen ihre Marktmacht ausbauen. Die Branche erlebt das bereits mit Google.
Medienhäuser stehen vor existenziellen Fragen
Die neuen KI-Antwortmaschinen stellen die Medienhäuser vor zusätzliche existenzielle Frage: Durch die Deals mit KI-Plattformen drohen sie langfristig zu reinen Content-Zulieferern zu werden, deren Inhalte nur noch in Form einzelner Sätze mit Logo in KI-Antworten erscheinen.
Die Alternative wäre die Entwicklung eigener digitaler Plattformen und Geschäftsmodelle, die die redaktionelle Unabhängigkeit und eigenständige Publikationskanäle sichern. Kurzfristig erscheint vielen Verlagen ein KI-Deal offenbar attraktiver.
Im Vergleich zu den OpenAI-Deals, soweit bekannt, bietet Perplexity durch die Werbebeteiligung wenigstens die Option, dass die Gewinne der Verlage mit den Einnahmen von Perplexity skalieren.
Vielleicht wetten die beteiligten Verlage auch darauf, dass Perplexity und Co. aufgrund ihrer grundlegenden technischen Mängel keine große Zukunft haben und damit dem eigenen Kerngeschäft nicht gefährlich werden.
Auch wenn es theoretisch möglich ist, Fakten anhand verlinkter Quellen zu überprüfen, ist es naiv anzunehmen, dass Menschen sich die Zeit dafür nehmen, zumal dann der Vorteil einer KI-Antwort, nämlich die Zeitersparnis, weitgehend hinfällig wäre. Herkömmliche Suchmaschinen verlinken direkt auf die Quelle.
Perplexity und andere Betreiber von KI-Suchmaschinen geben keine Antworten auf die Fragen, wie viele Fehler in den von ihnen generierten Antworten enthalten sind, ob und wie sie diese Fehler untersuchen und wer die Verantwortung für diese Fehler übernimmt. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, dass ChatGPT mit Websuche bei 153 von 200 getesteten Nachrichtenzitaten falsche oder teilweise falsche Quellenangaben lieferte - auch bei Medienpartnern.