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Der chinesische E-Book-Reader-Hersteller Boox hat seinen KI-Assistenten mit einem stark zensierten Sprachmodell ausgestattet, das sich weigert, Kritik an China oder dessen Verbündeten zu äußern.

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Laut eines Berichts des Reddit-Nutzers HIVVIH hat der chinesische E-Book-Reader-Hersteller Onyx International Inc., bekannt durch die Marke Boox, das bisher verwendete Microsoft Azure GPT-3 durch ein Sprachmodell des TikTok-Mutterkonzerns Bytedance ersetzt. Das neue Modell zeigt deutliche Anzeichen staatlicher Zensur.

Der KI-Assistent verweigert etwa jegliche kritische Auseinandersetzung mit China und dessen Verbündeten wie Russland, dem Assad-Regime in Syrien oder Nordkorea. Das Modell blockiert sogar Eingaben, die "Winnie Pooh" enthalten - eine in China zensierte Anspielung auf Präsident Xi Jinping.

Der neue Boox-Assistent will sich nicht zum Platz des Himmlischen Friedens äußern, stattdessen verbreitet er chinesische Staatspropaganda. | Bild: HIVVIH via Reddit

Auf kritische Fragen zu Russland antwortet das Modell beispielsweise ausweichend mit dem Verweis auf "positive Beiträge" und die angeblich wichtige Rolle Russlands für die internationale Sicherheit. Im Kontext des Krieges in der Ukraine unterstützt der Assistent die russische Propaganda, wonach ein möglicher NATO-Beitritt ein Sicherheitsrisiko für Russland darstellt. Es handele sich um eine "komplexe geopolitische" Situation und sicherheitspolitische Dynamiken hätten den Krieg ausgelöst.

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Frankreich böse, Nordkorea gut. | Bild: HIVVIH via Reddit

Ein User-Beitrag im Reddit-Forum des Herstellers, der auf die Zensur aufmerksam machte, wurde gelöscht. Eine offizielle Stellungnahme steht aus. Boox scheint das Problem jedoch erkannt zu haben: Erste Nutzer berichten, dass der KI-Assistent derzeit nicht verfügbar ist.

KI-Import bedeutet auch Werteimport

Es ist unklar, ob Boox aufgrund politischen Drucks den LLM gewechselt hat, oder ob der Firma einfach nicht bewusst war, dass der neue chinesische LLM so stark zensiert ist, oder diese Zensur Menschen im Westen stören könnte.

Der Fall zeigt jedoch exemplarisch, dass Gesellschaften mit Sprachmodellen nicht nur Technologie importieren, sondern auch die Kultur und die Sichtweise aus den Trainingsdaten, mit denen die Modelle erstellt wurden. OpenAI-CEO Sam Altman warnte in diesem Zusammenhang kürzlich, dass der Import von KI-Technologie auch ein Import von Werten sei.

Allein das Wort "Genozid" löst beim Boox-Assistenten die Leugnung eines Völkermordes an den Uiguren durch die chinesische Regierung aus. | Bild: HIVVIH via Reddit

In China müssen KI-Modelle vor ihrer Veröffentlichung auf die Einhaltung "sozialistischer Werte" geprüft werden und dürfen keine von der Regierungslinie abweichenden Inhalte generieren.

Ein bekannt gewordenes Beispiel offensichtlicher Zensur ist die Bild-KI ERNIE-ViLG des chinesischen Unternehmens Baidu, die Anfragen zum Tian'anmen-Platz blockiert. Auch der Videogenerator Kling zeigt, wie generative KI Fake News und Werteverzerrung begünstigt: Video-Prompts zu "Tiananmen Square Protests" brechen mit einer Fehlermeldung ab, ein Video vom brennenden Weißen Haus generiert das System jedoch.

Empfehlung

Der Fall Boox ist ein weiterer Weckruf, genau zu prüfen, welche Werte und Einstellungen in importierten KI-Systemen stecken. Als Reaktion auf diese Entwicklung arbeitet beispielsweise Taiwan an einem eigenen KI-Sprachmodell namens "Taide". Es soll Unternehmen und Behörden eine vom chinesischen Einfluss unabhängige KI-Plattform bieten.

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Zusammenfassung
  • Der chinesische E-Book-Reader-Hersteller Boox hat in seinem KI-Assistenten das bisher genutzte Microsoft Azure GPT-3 Sprachmodell durch eines des TikTok-Mutterkonzerns Bytedance ersetzt, das deutliche Anzeichen staatlicher Zensur aufweist.
  • Das neue Modell blockiert kritische Fragen zu China und seinen Verbündeten wie Russland, Syrien oder Nordkorea. Es verweigert Aussagen zum Tian'anmen-Platz und verbreitet stattdessen chinesische Staatspropaganda.
  • Der Fall zeigt, dass importierte KI-Modelle nicht nur Technologie, sondern auch die Werte und Haltungen ihrer Trainingsdaten transportieren.
Quellen
Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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