Künstliche Intelligenz

Deepmind: 30 Sekunden bis zur Diagnose - KI-Analyse hängt Augenärzte ab

Matthias Bastian
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Augenärzte sollen zukünftig in Zusammenarbeit mit Deepminds KI-Technologie schnell und verlässlich Augenkrankheiten erkennen.

Gemeinsam mit dem Moorfields Eye Hospital, der größten Augenklinik Europas und Nordamerikas, will Googles KI-Schwester Deepmind eine Künstliche Intelligenz für die Diagnose von Augenkrankheiten zur Marktreife führen.

Erstmals vorgestellt wurde die Software im Sommer 2018: Sie lernte anhand von 3D-Scans des Netzhautgewebes, Augenkrankheiten wie den grünen Star so präzise zu diagnostizieren wie ein achtköpfiges Ärztegremium. In 94 Prozent der Fälle stimmten KI und Experten bei der Diagnose überein.

Allerdings ist die Software deutlich schneller als der Mensch: Bei einer Live-Demonstration in London diesen Monat lagen zwischen Scan und detaillierter Diagnose samt Dringlichkeitseinschätzung nur 30 Sekunden, berichtet aktuell die Financial Times. Die Daten werden für die Diagnose in Googles Cloud verarbeitet.

Auf dem Weg zur Marktreife

Bei der Entwicklung der KI legte Google Wert auf Absicherung und Nachvollziehbarkeit. Sie besteht aus mehreren neuronalen Netzen, die unabhängig trainiert wurden - am Ende setzt sich die merheitsfähige Diagnose durch.

Außerdem berichtet der Algorithmus, welche Faktoren er für seine Entscheidung wie stark gewichtete. Die Beurteilung des Gewebes wird visualisiert, sodass Ärzte nach Fehlern suchen können.

Rund drei Jahre ist die KI-Software in Entwicklung. Noch stehen klinische Tests aus sowie die Zustimmung medizinischer Zulassungsbehörden, damit sie regulär in der Klinik eingesetzt werden kann.

Sind diese Hürden genommen, können Moorfields-Ärzte fünf Jahre lang kostenlos Diagnosen für Augenkrankheiten aus Googles KI-Cloud ziehen. Wann das der Fall sein wird, ist noch nicht bekannt.

KI in der Medizin soll viel Geld sparen

Laut John Bell, ein renommierter Arzt und medizinischer Berater der britischen Regierung, könnten KI-gestützte Diagnoseverfahren dem britischen Gesundheitssystem über eine Milliarde Pfund pro Jahr einsparen.

Neben Augenkrankheiten kann KI beispielsweise Darmkrebs, Lungenkrebs samt Genmutation, Erbkrankheiten im Gesicht oder Herzfehler erkennen. Auch das Risiko einer Erkrankung mit frühzeitiger Todesfolge kann sie präziser vorhersagen als menschliche Experten.

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