Künstliche Intelligenz

EU entwickelt Plattform für KI-Überwachung

Maximilian Schreiner
Google will keine Software für die Gesichtserkennung anbieten, bis grundlegende Fragen zur Verwendung geklärt sind.

Mit Spracherkennung, Gesichtserkennung und KI-gestützter Netzwerkanalyse will die EU organisierte Kriminalität bekämpfen. Die neue Plattform ROXANNE soll in zwei Jahren Strafverfolgungsbehörden als Prototyp zur Verfügung stehen.

ROXANNE soll Strafverfolgungsbehörden in der EU Zugang zu den Möglichkeiten der KI-Überwachung geben. Das System wird von der Europäischen Kommission entwickelt und soll Personen an ihrer Stimme und anhand des Gesichts identifizieren können.

Der freie Reiseverkehr und neue Kommunikationstechnologien begünstigten die organisierte Kriminalität, heißt es in der Projektbeschreibung. Mit ROXANNE sollen die Strafverfolgungsbehörden diesen Entwicklungen nicht mehr hinterherlaufen müssen.

Die Plattform kombiniert Audiodaten aus der Telekommunikationsüberwachung mit anderen Daten, die die gesuchte Person im Netz hinterlassen. So soll ROXANNE etwa mit Hilfe der Gesichtserkennung Personen in Videos identifizieren. Die können aus öffentlichen Überwachungskameras, YouTube oder Facebook stammen. Mit diesen Informationen ausgestattet, soll die Plattform dann die Netzwerke von Verdächtigen aufdecken.

Kombinierte Datenanalyse im großen Stil

Für die Stimmidentifikation erhoffen sich die Beteiligten einen Durchbruch, da bisherige Versuche, Personen anhand ihrer Stimme zu identifizieren, nicht die gewünschten Ergebnisse produzierten. So finanzierte die EU-Kommission bereits 2018 das Speaker Identification Integrated Project (SIIP), das Kriminelle und Terrorverdächtige identifizieren sollte. Anders als ROXANNE, griff SIIP nur auf die Stimmanalyse zu, und produzierte zu viele Fehlalarme.

Die neue Plattform nutzt daher neben der Stimmanalyse früher genutzte Telefon- und IMEI-Nummern, Geodaten, andere abgehörte Gespräche und sucht nach gleichlautenden Ausdrücken und Metadaten wie Orten, Personen, Firmen und ihre Verhältnisse zueinander. Aus Videos werden Gesichter, Objekte, Umgebungsdetails und Geodaten ausgelesen. Die Stimmanalyse lässt Rückschlüsse auf Alter, Geschlecht und Akzent der Personen zu.

Aus allen Informationen setzt ROXANNE anschließend einen Graphen der kriminellen Organisation zusammen, der Echt- und Falschnamen, Verhältnisse, wichtige Orte und Rollen in der Organisation enthält.

Das Projekt kostet sieben Millionen Euro und soll in zwei Jahren mit einem ersten Prototyp für die Strafverfolgungsbehörden enden. Insgesamt sind 24 europäische Organisationen aus 16 Ländern an ROXANNE beteiligt, darunter Strafverfolgungsbehörden wie Interpol und Europol, Innenministerien und Universitäten. Aus Deutschland sind Universitäten aus dem Saarland und Hannover beteiligt. Einen ersten erfolgreichen Test mit Freiwilligen gab es bereits.

Via: EU

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