Vor den US-Wahlen will Microsoft gemeinsam mit Partnern über die Risiken von Deepfakes aufklären. Zwei neue Software-Lösungen sollen dabei helfen, dass sich Deepfakes gar nicht erst verbreiten.
Ein bisschen Pathos vor den US-Wahlen gehört dazu: Im Programm "Die Demokratie verteidigen" (Defending Democracy) will Microsoft mit Software dazu beitragen, dass der US-Wahlkampf und die US-Wahlen 2020 sauber ablaufen.
Die just angekündigten Anti-Deepfake-Maßnahmen sieht der Konzern als "wichtigen Bestandteil" dieses Programms. Insgesamt gibt es drei Maßnahmen, die helfen sollen, Deepfakes in den Griff zu bekommen.
Der Microsoft Video Authenticator analysiert Fotos und Videos auf Deepfake-Verdacht, indem er gezielt nach den für das menschliche Auge möglicherweise unsichtbaren Übergängen von realer Aufnahme und KI-Einblendung sucht. Mit einer Prozentzahl beziffert der Video Authenticator die Verdachtsintensität pro Einzelbild.
Den Deepfake-Detektor stellt Microsoft zunächst politischen und journalistischen Organisationen zur Verfügung. Er soll schon im Vorfeld der US-Wahl 2020 eingesetzt werden.
Deepfake-Detektoren mit begrenzter Wirkung: Pixel sind Pixel sind Pixel
Da die Qualität von Deepfakes kontinuierlich steigt, bis sie womöglich eines Tages selbst von den genauesten Algorithmen nicht mehr als Fälschung erkannt werden können, entwickelte Microsoft zusätzlich ein Zertifikats- und Markierungsprogramm für Originalinhalte.
Autoren können die Zertifikate und Markierungen über die Azure-Cloud ihren Inhalten zuweisen, die dann auf der Nutzerseite über eine Browser-Erweiterung erkannt und verifiziert werden. Mit einem "hohen Maß an Genauigkeit" könne so bestimmt werden, von wem ein Inhalt erstellt und dass er nicht verändert wurde, verspricht Microsoft.
Doch was bringt ein aufwendiges Zertifizierungssystem, wenn der Nutzer es ignoriert, weil er dessen Relevanz nicht erkennt?
Microsoft und Partner machen Deepfake-Aufklärung
"Falschinformationen gibt es in vielen Formen, und keine einzelne Technologie wird die Herausforderung lösen, den Menschen dabei zu helfen, zu entschlüsseln, was wahr und richtig ist", schreiben die zuständigen Microsoft-Manager Tom Burt und Eric Horvitz im Microsoft Blog.
An erster Stelle steht daher, dass weite Teile der Gesellschaft verinnerlichen müssen, dass Fotos und Videos ab sofort und vielleicht für immer an Beweiskraft einbüßen und nicht mehr ohne weiteres als verlässliche Informationsquelle gesehen werden dürfen.
Hier soll die Webseite "Spot Deepfakes" helfen, die in einem kurzen Quiz aufklärt, was Deepfakes sind, wo die Risiken liegen und wie Nutzerverhalten dazu beiträgt, eine befürchtete Deepfake-Schwemme zu verhindern: Nutzer sollen die Aussagen in Videos in einen breiteren Kontext setzen, kritischer betrachten und bei allzu spektakulären Statements den Klickfinger vom Share-Button lassen.
Die Deepfake-Beispiele jedenfalls die Microsoft, die Universität Washington (UW), Sensity und USA Today für das Quiz auswählten, sind selbst für Deepfake-Kenner nur schwer von einem Original zu unterscheiden. Die Quiz-Entwickler wollten hier wohl unbedingt einen Punkt machen - das ergibt Sinn.