Cerence bereitet seine Sprach-KI für Googles Cockpit-OS vor. Stehen künftig gleich mehrere Sprachassistenten im Auto zur Auswahl?
Mit Android Automotive OS bietet Google ein natives Betriebssystem für Infotainment-Systeme in Fahrzeugen an, das über den Google Assistant gesteuert wird. Autohersteller haben dadurch die Möglichkeit, eigene Dienste und Tools direkt in das System zu implementieren. Das ist der große Vorteil gegenüber Android Auto.
Dabei handelte es sich lediglich um eine App, die den Google Assistant vom eigenen Smartphone auf ein fremdes System im Autoradio bringt. Bislang ist Android Automotive vor allem in Autos des schwedischen Herstellers Volvo zu finden.
Google sicherte sich für die kommenden Jahre allerdings auch Deals mit Groupe PSA, zu der Marken wie Peugeot, Citroën oder Opel gehören und der Ford Motor Company. Ford ist gleichzeitig langjähriger Partner von Cerence, das ebenfalls Sprach-Technologien für Cockpits entwickelt. Das KI-Unternehmen verkündet nun, die eigene Plattform für Android Automotive aufzubereiten
Ford: Kommt es zur Koexistenz von Cerence Drive & Google Assistant?
Gemeinsam führten Ford und Cerence 2007 mit SYNC das weltweit erste sprachgesteuerte Infotainmentsystem in einem Fahrzeug ein. Seit der Partnerschaft von Ford und Google ist jedoch unklar, wie es für Cerence beim zweitgrößten US-Autokonzern weitergeht.
Erst im Juli 2020 stellten Cerence und Ford die aktuelle Version von SYNC vor und verkündeten die Verlängerung der langjährigen Partnerschaft. Mit der Kompatibilität der eigenen Sprach-KI mit Android Automotive schafft Cerence nun die Grundlage für eine Koexistenz zweier Künstlicher Intelligenzen in Ford-Cockpits.
Die Cerence Drive KI-Plattform ist darauf ausgelegt, von Autobauern auf ihre Bedürfnisse angepasst zu werden. Die Cerence-KI steckt beispielsweise im MBUX der neuen Mercedes S-Klasse. Läuft Drive nun auf Android-basierten Infotainment-Systemen, können Hersteller die auf ihre Marke zugeschnittene Cerence-Sprach-KI beibehalten.
Dadurch lassen sich Daten zum Nutzerverhalten generieren und das Erlebnis individuell anpassen. Gleichzeitig erhalten Kunden Zugriff auf Googles großen Funktionsumfang und können den von Smartphones oder Smart-Displays wie dem Nest Hub 2 (Infos) gewohnten Google Assistant nutzen.
Eine ähnliche Koexistenz mehrerer Sprachassistenten strebt auch Amazon mit dem Alexa Custom Assistant an. Hersteller erhalten Zugriff auf die grundlegende Alexa-Technologie und können diese zu einem eigenen Assistenten modifizieren. Die Original-Alexa bleibt allerdings erhalten und kooperiert mit dem Custom Assistant. So könnte beispielsweise ein Assistent die Routenführung übernehmen, während der andere ein Hörbuch vorliest.
Android-Kompatibilität ab Cerence Drive 2.0
Die Verbindung mit Android Automotive wird mit der Veröffentlichung von Cerence Drive 2.0 möglich. Das Upgrade soll genauer und schneller arbeiten. Das KI-System verstehe laut Angaben des Herstellers komplexe und mehrteilige Sprachkommandos.
Zudem gibt Cerence an, Services in mehr Sprachen anzubieten als die Konkurrenz. Dazu dürfte auch der Cerence Tour Guide zählen. Das kürzlich präsentierte Feature macht den Sprachassistenten zum Reiseführer und gibt proaktiv nützliche Hinweise zu interessanten Orten entlang der Route.
Das neue Drive wurde bereits an Kunden ausgeliefert und wird in Fahrzeugen von Cerence-Partnern erscheinen, die ab Ende des Jahres veröffentlicht werden.
Titelbild & Quelle: Cerence