In einem ausführlichen Interview spricht Microsoft-CEO Satya Nadella über die strategische Partnerschaft mit OpenAI und bezeichnet das KI-Unternehmen als eines der prägenden Unternehmen unserer Zeit.
Microsoft-CEO Satya Nadella sieht in OpenAI das prägende Technologieunternehmen der KI-Ära. "OpenAI ist in gewisser Weise das Google, Microsoft oder Meta dieser Ära", sagte Nadella in einem ausführlichen Gespräch mit den Investoren Bill Gurley und Brad Gerstner.
Die frühe Zusammenarbeit mit OpenAI hat Microsoft laut Nadella einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschafft: "Wir hatten zwei Jahre Vorsprung", sagt der Microsoft-Chef. "Ich glaube nicht, dass es jemals wieder einen solchen Vorsprung geben wird."
Die strategische Partnerschaft zwischen Microsoft und OpenAI basiert laut Nadella auf mehreren Elementen: Microsoft fungiere als Investor, Technologiepartner und Infrastrukturanbieter.
Außerdem habe Microsoft durch die Partnerschaft mit OpenAI große Cloud-Kunden wie Shopify, Stripe und Spotify gewonnen, die zuvor bei AWS oder Google waren. OpenAI selbst ist ein großer Kunde von Microsoft.
Nadella begrüßt auch ausdrücklich die neue Partnerschaft zwischen OpenAI und Apple, die sich positiv auf Microsofts Cloud-Zahlen auswirken dürfte. "Als Tim [Cook] den Deal mit Sam [Altman] machte, war ich hocherfreut", sagt er. "Es ist besser, dass ChatGPT diesen Deal bekommen hat als jeder andere, da wir diese kommerzielle und Investment-Beziehung zu OpenAI haben."
Andererseits will sich Microsoft mit seinen Copilot-Angeboten selbst stärker an Endkunden wenden. Nadella soll den Apple-Deal in der Vergangenheit daher auch schon kritisch gesehen haben.
OpenAI-Partnerschaft treibt Microsofts Cloud-Wachstum
Von Microsofts OpenAI-Investition in zweistelliger Milliardenhöhe fließt bekanntlich ein erheblicher Teil in Microsofts Cloud-Geschäft zurück, weil OpenAI dort seine Modelle trainiert und ausführt.
So beschleunigt die Partnerschaft das Wachstum der Azure-Cloud, was wiederum den Börsenkurs von Microsoft treibt. "Wir sind sehr am Erfolg des anderen interessiert", sagt Nadella.
Auch andere Cloud-Anbieter wie Google und AWS kaufen sich durch solche Investitionen in das Cloud-Wachstum von KI-Start-ups ein. Dadurch wird das Wachstum und der Hype um KI kurz- und mittelfristig verstärkt. Langfristig muss sich zeigen, dass die hohen Investitionen durch KI-Geschäftsmodelle refinanziert werden können.
Zu den aktuellen Diskussionen um eine mögliche Umstrukturierung oder gar einen Börsengang von OpenAI äußert sich Nadella zurückhaltend. Für Microsoft, so Nadella, stehe die kommerzielle und IP-Partnerschaft im Vordergrund. Microsoft wolle die eigenen Interessen schützen, aber letztlich OpenAI unterstützen. Das KI-Unternehmen hat sich offenbar für eine Umwandlung in ein "Public Benefit"-Unternehmen entschieden.
Doch zwischen OpenAI und Microsoft herrscht nicht immer eitel Sonnenschein. Einem Bericht der New York Times zufolge überdachte Microsoft seine Investitionsstrategie in OpenAI, nachdem OpenAI-CEO Sam Altman im November 2023 kurzzeitig entlassen wurde.
Microsoft CEO Satya Nadella soll schockiert und besorgt gewesen sein. Statt weiter in OpenAI zu investieren, kaufte Microsoft das Inflection AI-Team von Deepmind-Mitbegründer Mustafa Suleyman für 650 Millionen Dollar.
OpenAI hingegen soll unzufrieden sein mit Microsofts Azure-Kapazitäten und sucht daher nach alternativen Finanzierungsquellen und Rechenkapazitäten. Das Unternehmen schloss einen 10-Milliarden-Dollar-Deal mit Oracle für zusätzliche Rechenleistung und erweiterte seine Investorenbasis in einer 6,6-Milliarden-Dollar-Finanzierungsrunde.
OpenAI soll speziell die Konkurrenz durch Elon Musks xAI fürchten, das in kürzester Zeit einen riesigen Supercomputer aufbaute und seit Mai rund zwölf Milliarden einsammelte.