Ein kalifornisches Startup entwickelt eine KI, die Menschen in Videoaufnahmen verfolgen kann, ohne ihre Gesichter zu sehen.
KI-gestützte Überwachungskameras werden immer besser und verbreiten sich rasant. Sie können Personen identifizieren oder versuchen, ihre Emotionen zu erfassen. China setzt die Technologie bereits im großen Maßstab ein, beispielsweise für Gesichtserkennung bei Verkehrsdelikten oder für die lückenlose Überwachung einer muslimischen Minderheit. Sogar Hunde werden getrackt.
In den USA gibt es Befürchtungen, die breite Nutzung intelligenter Kameras könnte zu einem Überwachungsstaat führen. Bernie Sanders beispielsweise warnte vor einem 1984-Szenario, ebenso wie Microsoft-Präsident Brad Smith. Einige Städte haben die Nutzung von KI-gestützter Gesichtserkennung bereits verboten oder stark eingeschränkt, darunter die Technologiehochburg San Francisco.
Doch KI-Überwachung bietet auch Vorteile: Sie erlaubt etwa die Suche nach vermissten Personen und kann Bewegungen gesuchter Personen nachvollziehen. Philosoph Nick Bostrom glaubt gar, dass totale KI-Überwachung die Menschheit vor dem Untergang retten könnte.
Personenverfolgung ohne Gesichtserkennung
Das Computer-Vision-Startup Traces AI mit Sitz in Kalifornien entwickelt eine KI, die es allen recht machen will – sie soll Personen finden und Unbeteiligte schützen, ohne die Privatsphäre von Menschen zu verletzen.
Traces AI KI-Lösung kann Menschen ohne Gesichtserkennung anhand äußerer Merkmale identifizieren. Das Startup verspricht, dass das eigene KI-System innerhalb weniger Minuten tausende Videos durchsuchen und die Zielperson finden kann. Die Suche startet mit einem Bild oder einer Personenbeschreibung.
Die Erkennung anhand äußerer Merkmale soll die mit Gesichtserkennung verbundenen Privatsphäre-Bedenken umschiffen und gleichzeitig die Vorteile von KI-gestützter Personenverfolgung bieten. Nebenbei macht die KI dann auch Gadgets wie diese Anti-KI-Sonnenbrille nutzlos.
Der Trick: Heimlich umziehen
Die KI verwischt auf Videoaufnahmen menschliche Gesichter und verlässt sich stattdessen auf andere visuelle Merkmale. So lassen sich Menschen über mehrere Kameras hinweg anhand ihrer Frisur oder von Kleidung wie Schuhen und Rucksäcken verfolgen.
Mit insgesamt 2.000 Parametern kann die Suche verfeinert werden: Traces AI unterscheidet nach Farbe, Typ und Details der Bekleidung, anhand der Körperform der Person oder von mitgeführten Gegenständen.
Wer sich jedoch unbeobachtet umzieht, kann die KI austricksen – das Gesicht wechseln, ist im Vergleich schwieriger. Traces AI sieht die Einsatzgebiete der Tracking-Technologie daher in Gebäuden oder Ländern mit einer hohen Kameradichte wie den USA oder Großbritannien.
In China soll bereits KI-Überwachunstechnologie im Einsatz sein, die Menschen ebenfalls ohne Gesichtsscan erkennen kann - und zwar am Gang.
Quellen: Techcrunch, Traces AI