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Ein Londoner Kino hat die Weltpremiere eines Films abgesagt, der angeblich vollständig von einer KI geschrieben wurde. Der Regisseur will den Film nun ins Internet stellen.

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Das Prince Charles Cinema in London hat die für dieses Wochenende geplante Weltpremiere des Films "The Last Screenwriter" abgesagt. Grund dafür ist die öffentliche Kritik am umstrittenen Drehbuchautor des Films: ChatGPT.

Der Film des Schweizer Regisseurs Peter Luisi handelt von der Zusammenarbeit eines menschlichen Drehbuchautors mit einem KI-System. Laut Luisi soll sein Film eine Debatte über künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf die Industrie anregen.

Nachdem das Kino in den sozialen Medien angekündigt hatte, den nach eigenen Angaben ersten vollständig von einer KI geschriebenen Spielfilm zu zeigen, hagelte es kritische Kommentare.

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Einen Tag später gibt das Kino auf: Das Feedback der letzten 24 Stunden habe gezeigt, dass viele Zuschauer über den Einsatz von KI anstelle eines Drehbuchautors sehr besorgt seien, was auf ein größeres Problem in der Branche hindeute.

Bild: Prince Charles Cinema via X

Luisi, der das Prince Charles Cinema wegen seiner Zielgruppe speziell ausgesucht und für Werbung bezahlt hatte, zeigt sich enttäuscht über die Absage.

Gegenüber Screen Daily sagt er: "Ich hatte gehofft, dass das Londoner Kino sich nicht von ein paar verärgerten Leuten abschrecken lassen würde." Er fügte hinzu: "Man kann nie etwas machen, das allen gefällt, besonders bei diesem Thema."

Der Regisseur plant nun, den vollständigen Film zusammen mit dem KI-generierten Drehbuch und einer Schritt-für-Schritt-Dokumentation des Entstehungsprozesses online zu veröffentlichen.

Die Kontroverse um "The Last Screenwriter" spiegelt eine breitere Debatte in der Unterhaltungsindustrie wider. Im vergangenen Jahr streikten Schauspieler und Drehbuchautoren in Hollywood, wobei die Rolle der KI in der Branche einer der Hauptstreitpunkte war.

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Mensch und KI statt nur ChatGPT

In diesem Fall scheint die Kontroverse insofern übertrieben, als Luisi auf seiner Website schreibt, er habe ChatGPT bei der Entwicklung des Drehbuchs geholfen. Zwar habe er mit der Maschine nur im Stil eines Film Directors, Writing Assistants oder Film Editors gearbeitet. ChatGPT allein sei aber bisher nicht in der Lage, einen Drehbuchautor zu ersetzen.

Sein Anteil an der Arbeit reiche jedoch nicht aus, um als Drehbuchautor bezeichnet zu werden. Alle Szenen, Charaktere, Handlungen, Überraschungen und Dialoge kämen von ChatGPT. Er habe keine Ideen eingebracht oder in die Struktur des Films eingegriffen.

"Dafür, dass das Drehbuch von einem Computer geschrieben wurde, ist es unglaublich gut", schreibt Luisi.

Aber natürlich hatte Luisi die Idee zum Film, er schrieb den ersten Prompt: "Schreibe ein Drehbuch über einen Spielfilm, in dem ein Drehbuchautor feststellt, dass er schlechter schreibt als eine künstliche Intelligenz".

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Zudem bezeichnet er die Geschichte als "vielleicht die persönlichste Geschichte, die ich je erzählt habe". Sein Prompt spiegelte seine Ängste wider. Er verbesserte das Skript.

Man kann also darüber streiten, ob das Drehbuch von der KI generiert wurde - oder ob es von Luisi mit Hilfe von KI geschrieben wurde. Die Intention, die Initialzündung, kam von Luisi und ist mindestens so wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als das eigentliche Handwerk des Schreibens, das in diesem Fall teilweise automatisiert und von Menschen kontrolliert und validiert wurde.

Die Diskussion erinnert an die Versuche des KI-Erfinders Stephen Thaler, der seit Jahren vergeblich versucht, eine Maschine zum Urheber eines Bildes zu machen, das letztlich von ihm als Mensch ausgelöst wurde. Vor Gericht ist er damit bisher gescheitert.

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Zusammenfassung
  • Der Schweizer Regisseur Peter Luisi hat einen Film namens "The Last Screenwriter" gedreht, dessen Drehbuch nach eigenen Angaben größtenteils von der KI ChatGPT geschrieben wurde. Er selbst habe nur als eine Art Regisseur, Schreibassistent oder Filmeditor mit der KI zusammengearbeitet.
  • Das Prince Charles Cinema in London sagte die geplante Weltpremiere des Films kurzfristig ab, nachdem es in sozialen Medien viel Kritik am Einsatz von KI anstelle eines menschlichen Drehbuchautors gegeben hatte. Das Kino sieht darin ein größeres Problem der Branche.
  • Luisi plant nun, den Film zusammen mit dem KI-generierten Drehbuch und einer Dokumentation des Entstehungsprozesses online zu stellen. Der Fall wirft erneut die Frage auf, was "KI-generiert" eigentlich bedeutet. Wurde das Drehbuch von KI geschrieben oder von Luisi mit KI geschrieben? Geht es um Produktion oder Intention?
Quellen
Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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