Udio ist der neueste KI-Musikgenerator auf dem Markt und will den bisherigen Platzhirsch Suno.ai überholen. Können Musikgeneratoren mit eigenständigen Songs eine Rolle spielen - oder greifen sie "nur" den Markt für Soundsamples und Fahrstuhlmusik an?
Das Start-up Udio hat einen Musikgenerator auf den Markt gebracht, der Musik nach Textvorgabe in jedem Stil und Genre erzeugen kann. Von Gospel über Blues und Pop bis zu Rap deckt der Generator alle Stilrichtungen inklusive Gesang ab.
Eine Besonderheit von Udio ist die Möglichkeit, die generierten Musikclips zu verlängern und mit Intro- und Outro-Abschnitten zu kompletten Tracks zu ergänzen. Die fertigen Stücke können dann mit der Udio-Community geteilt werden.
Die Gründer von Udio, ehemalige KI-Forscher und Ingenieure von Google DeepMind, sehen in ihrem Produkt ein "superstarkes Werkzeug, das die menschliche Kreativität steigert". Es soll sowohl für Musiker als auch für Laien geeignet sein. Je mehr man eingibt - Texte, Klang- und Genrekombinationen, kreativer Geschmack - desto besser funktioniert es, heißt es in der Ankündigung.
Beta-Version von Udio jetzt verfügbar
Die Beta-Version von Udio ist kostenlos. Jeder Nutzer kann bis zu 1.200 Songs pro Monat generieren. Das Unternehmen betont jedoch, dass es sich um eine frühe Version handelt, bei der noch mit einigen Problemen zu rechnen sei.
Das erste Modell sei zwar fähig, aber noch nicht perfekt, räumt das Udio-Team ein. Man arbeite mit Hochdruck an längeren Samples, besserer Klangqualität, der Unterstützung weiterer Sprachen und mehr Steuerungsmöglichkeiten.
Das in London und New York ansässige Unternehmen wird nach eigenen Angaben von prominenten Künstlern wie Will.i.am und Common unterstützt und unter anderem durch Andreessen Horowitz (a16z) finanziert.
Fahrstuhlmusik oder Konkurrenz für Künstler?
Mit Udio betritt ein weiterer Herausforderer den Markt der KI-gestützten Musikgenerierung, der bislang insbesondere von Suno.ai dominiert wird. Die spannende Frage ist, ob und wo sich diese Dienste langfristig durchsetzen werden.
Einerseits könnten sie eine Konkurrenz für menschliche Musiker darstellen, deren Kompositionen und Aufnahmen sie rein technisch ersetzen könnten. Kürzlich hat sich eine große Gruppe bekannter Musiker und Musikerinnen beklagt, dass generative KI für Musik ein Angriff auf die menschliche Kreativität sei.
Andererseits umfasst die von Menschen gemachte Musik mehr als die rein technische Produktion - z.B. Intention und Bühnenpräsenz. Geht man davon aus, dass Kunst eine bewusste oder unbewusste Wirkungsabsicht hat, dann könnte das Potenzial von Generatoren, menschliche Arbeit zu übernehmen, besonders groß sein, wenn diese Wirkungsabsicht gering und die Musik austauschbar ist. Ähnliches gilt für Texte und Bilder.
In jedem Fall sind die neuen Generatoren mindestens so gut, dass sie sich von einem Gadget zu einem ernst zu nehmenden Werkzeug für die Musikproduktion entwickeln. Aber auch hier stellt sich die Frage, was die Generatoren wirklich verändern.
Sounds aus der Maschine sind in der Musikproduktion nichts Neues, und generative KI-Systeme haben gegenüber bisheriger spezialisierter Software den Nachteil, dass sie zufällig arbeiten. Andererseits dürfte der Markt für Hintergrundmusik, Soundsamples oder Inspirationsquellen groß genug sein, dass KI-Generatoren hier einen Platz finden.
Unklar ist jedoch die rechtliche Situation: Konkurrent Suno.ai soll ohne Lizenz auf kommerziellem Material trainiert haben. Udio äußert sich bei der Vorstellung des Generators nicht zum Trainingsmaterial.