Volvo bietet autonomes Fahren an, stattet Next-Gen-Autos serienmäßig mit Lidar-Sensoren aus und setzt auf Google im Cockpit. Was kann Volvos Autopilot?
Volvo will seine Next-Generation Modelle serienmäßig mit einem Sensor-Paket ausstatten, dessen zentraler Baustein Luminars Lidar-Sensoren sein werden. Das gab der Autobauer auf dem gestrigen Online-Event „The Volvo Cars Tech Moment“ bekannt.
Dazu kommt ein optionales autonomes Fahrsystem von Zenseact, Volvo Cars Software-Sparte für autonomes Fahren, das auf Nvidias KI-SoC Drive Orin basiert. Als erstes Modell wird der elektrisch betriebene SUV Volvo XC90 von dem neuen Sicherheitspaket profitieren. Für den Infotainment-Bereich zeichnet sich künftig Google verantwortlich.
Volvo: Lidar so wichtig wie Airbags und Sicherheitsgurte
Mit Lidar-Sensoren will Volvo nach eigenen Angaben seine zukünftigen Fahrzeuge zu den sichersten überhaupt machen. Das Ziel „Zero Collisions“ gab vor Kurzem auch Partner Luminar bei der Vorstellung des revolutionären Lidar-Systems „Blade“ aus. Luminar-CEO Austin Russell will genauso wie Volvo ein Auto bauen, das nicht mehr in einen Unfall verwickelt werden kann.
In Verbindung mit Ultraschall- und Bildsensoren sollen Volvos Systeme Objekte selbst in engen Kurven erkennen. Laut CEO Håkan Samuelsson implementiere Volvo lebensrettende Technologien immer flottenweit, wenn es deren Werte erkenne. Eine Kernsicherheitskomponente wie Lidar dürfe ebenso wenig optional sein wie Airbags oder Sicherheitsgurte.
Volvo: Automatisiertes Fahren in zwei Stufen
Der Einsatz von Luminars Lidar-Sensoren soll es Volvo ermöglichen, automatisiertes Fahren als Premium-Feature anzubieten. Der schwedische Autobauer verzichtet dabei auf die Einreihung in die fünfstufige Norm für autonomes Fahren der SAE.
Samuelsson sieht darin nur eine unnötige Komplexität. Für Volvo gibt es deshalb nur zwei Stufen: beaufsichtigtes und unbeaufsichtigtes Fahren.
Zu den beaufsichtigten Fahrsystemen zählt Volvo seine Angebote „Drive“ und „Cruise“. Hier müssen Menschen selbst fahren und den Verkehr stets beobachten. Während sich bei „Drive“ Brems- und Lenkassistenten auf Wunsch zuschalten lassen, kommt bei Cruise noch ein sensorbasiertes Warnsystem hinzu. Radar- und Lidarsensoren überwachen die Quer- und Längsbewegungen von Objekten auf der Fahrbahn und ein Kamerasystem beobachtet die eigene Spurhaltung.
Volvos Ride soll Level-3-Autonomie erreichen
Automatisiert wird das Fahren mit Volvos System „Ride“. Dabei soll es möglich sein, sich vom Verkehr abzuwenden. Das Auto fährt komplett selbstständig.
Laut Volvo soll Ride dennoch eine sichere Übergabe vom Menschen an den Computer und wieder zurück voraussetzen. Somit käme es laut SAE-Norm einem autonomen Fahrsystem der Stufe 3 gleich, bei dem das Fahrzeug in bestimmten Situationen die Steuerung an den Menschen zurückgibt.
Für den sicheren Einsatz der Fahrassistenzsysteme wird Volvo die Aufmerksamkeit der Fahrer überwachen. Dazu wird eine Cockpit-Kamera und ein drehmomentbasierter Lenkradsensor eingesetzt.
Das KI-System soll neben Unaufmerksamkeit oder Ablenkungen auch Rauschzustände oder plötzlich eintretende gesundheitliche Beeinträchtigungen erkennen und im Notfall entsprechende Fahrerassistenzfunktionen aktivieren. Erleidet ein Fahrer etwa einen plötzlichen Herzinfarkt, könnte das System das Steuer übernehmen und das Fahrzeug sicher an den Straßenrand manövrieren.
Ride soll vorerst nur auf bestimmten Autobahnstrecken eingesetzt werden, die vorab ausführlich mit HD-Mapping kartografiert wurden. Auch äußere Bedingungen sollen den Einsatz von Ride einschränken. Nur bei optimalen Wetter- und Sichtverhältnis lässt sich das System aktivieren. Volvo will nach und nach weitere Routen für Ride freigeben und seine Sicherheitsfeatures ständig verbessern. Per Over-the-Air-Updates sollen die Fahrzeuge immer auf den neuesten Stand gebracht werden.
Google liefert das Infotainment-System
In den Cockpits setzt Volvo weiterhin auf die Google-Plattform. Android Automotive OS ist ein natives Betriebssystem für Infotainment-Systeme in Fahrzeugen, das über den Google Assistant (Guide) gesteuert wird. Das ermöglicht den Zugriff auf bekannte Google-Apps wie Google Maps oder Google Play. Autobauer können auch ihre eigenen Dienste und Tools in das System integrieren.
Volvo will anstatt der gängigen Instrumententafel einen hochauflösenden Bildschirm einführen, der Informationen zu Geschwindigkeit, Batteriestand und mehr liefern soll. Hinzu kommt ein Head-up-Display, damit der Fahrer den Blick stets auf der Fahrbahn halten kann.
Im Zentrum des Cockpits wird künftig ein großer Touchscreen platziert, ähnlich wie bei Tesla-Modellen oder der neuen Mercedes S-Klasse. Die Menüführung soll einfach und zugänglich gehalten werden. Sämtliche Aktionen werden sowohl durch Berührung als auch per Sprachbefehl ausgeführt.
Titelbild & Quelle: Volvo