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Die Dokumentation "Welcome to Chechnya" nutzt Deepfake-Technologie, um Protagonisten zu anonymisieren, und dennoch ihre Mimik zu erhalten.

Der Dokumentarfilm von David France thematisiert die Verfolgung von Lesben und Schwulen in Tschetschenien, indem er Aktivisten zeigt, die Verfolgten bei der Flucht helfen. Seit der Weltpremiere auf dem Sundance Film Festival wurde "Welcome to Chechnya" mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Eine besondere Herausforderung für France war der Schutz der Identität seiner Interviewpartner.

Gängige Stilmittel wie die Verschleierung, Verpixelung oder die Aufnahme eines Schattenwurfs lehnt France ab, da diese Techniken aus seiner Sicht negativen Einfluss nehmen auf die Wahrnehmung und somit Meinungsbildung über die anonymisierte Person. Außerdem gehen die Emotionen im Gesicht der Porträtierten verloren.

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Verschleierung per Deepfake

France entschied sich daher für eine ungewöhnliche, unerprobte Methode: Er tauschte die Gesichter der Interviewpartner digital per Deepfake gegen die Gesichter von freiwilligen Personen aus. So bleibt die Originalmimik der Porträtierten erhalten - wenn auch im Gesicht einer anderen Person.

Das Fotomaterial für das KI-Training erstellten die Dokumentarfilmer in Eigenregie. | Bild: HBO
Das Fotomaterial für das KI-Training erstellten die Dokumentarfilmer in Eigenregie. | Bild: HBO

Auf den Einsatz der Deepfakes weist France in einem Disclaimer zu Beginn des Films hin. Außerdem ist die Technik nicht auf Perfektion getrimmt, im Gegenteil: Die Filmemacher lassen bewusst Unschärfen zu, damit der digitale Eingriff transparent bleibt. Die maschinelle Fälschung an sich sei teilweise schon zu überzeugend gewesen.

Deepfakes passten ins Budget

Die KI-Methode passte in das Budget des Films: Der technische Aufwand ist im Verhältnis zum visuellen Ergebnis gering, insbesondere im Vergleich zu herkömmlichen Methoden für den Gesichtertausch. Die Gesichter lieh sich France bei Queer-Aktivisten in New York, die er beispielsweise auf Instagram entdeckte.

"Ich fragte sie, ob sie ihre Gesichter als menschliches Schutzschild verleihen würden, um die Identitäten der Leute zu schützen, die ich gefilmt hatte. Und sie unterschrieben als Zeichen für Aktivismus", sagt France.

Mit dem Begriff Deepfake ist France im Kontext seiner Dokumentation nicht einverstanden: Deepfakes veränderten, was Menschen sagen und tun. Das sei in seinem Film nicht der Fall: Die Protagonisten erzählten ihre eigene Geschichte und das auf eine menschliche Weise, die unter anderen Umständen nicht möglich gewesen wäre.

Empfehlung

Welcome to Chechnya läuft bei HBO.

Quelle: New York Times; Titebild: HBO

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Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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