Seit einigen Monaten testet Google die "Search Generative Experience" (SGE), eine neue Form der Google-Suche, die KI-generierte Inhalte mit der klassischen Linksuche kombiniert. Nun ist eine neue Variante online aufgetaucht.
Für Google bietet die KI-Suche einerseits die Chance, neue Angreifer im Suchgeschäft wie Microsoft und OpenAI abzuwehren. Andererseits könnte sich Google damit von einer offenen Webplattform zu einer geschlossenen Content-Plattform wandeln, ähnlich den Social-Media-Plattformen, aber mit Fokus auf KI-Content. Hier liegen langfristig neue Umsatzpotenziale.
Aber auch Google steht vor der Herausforderung, die enormen Kosten für das Training der KI-Modelle und die Betriebskosten mit den Umsatzpotenzialen in Einklang zu bringen. Die Standard-Google-Suche ist ein enorm profitables Geschäft mit hohen Margen und Milliarden Anfragen pro Tag.
Dieses verlustfrei und sogar mit Steigerungspotenzial auf neue KI-Suchverfahren umzustellen, könnte zumindest kurz- bis mittelfristig eine unlösbare Herausforderung darstellen. Google strebt mit der Search Generative Experience einen fließenden Übergang zwischen zwei Geschäftsmodellen an.
Der große Druck ist raus bei Google
Google könnte also versuchen, immer etwas schneller als die Konkurrenz zu sein, aber nur so schnell, wie es gerade nötig ist, um in einem möglicherweise neu entstehenden Online-Ökosystem rund um Chatbots nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Für diese These spricht eine neue Variante der "Search Generative Experience" (SGE), die der Suchmaschinenspezialist Glenn Gabe auf Twitter veröffentlicht und als "SGE lite" bezeichnet: Sie kommt deutlich reduzierter daher als bisherige KI-Ergebnisse.
Erst nach einer zweiten Interaktion wird eine vollständige KI-Antwort angezeigt. Stattdessen stehen die klassischen Links viel weiter oben - und mit ihnen könnten auch Googles Anzeigen wieder nach oben rutschen, bei gleichzeitig geringeren Kosten für die KI-Generierung.
Microsofts Experiment mit Bing Chat hat gezeigt, dass ein Chat-Angebot nicht per se zu Wachstum im Suchmarkt führt. Das räumt inzwischen auch Microsoft-Chef Nadella ein.
Auch die Browsing-Funktion von OpenAI für ChatGPT bleibt in Zuverlässigkeit und Funktionalität noch hinter klassischen Suchmaschinen zurück, bei gleichzeitig hohen Kosten für den Betreiber.
Damit dürfte der Innovationsdruck auf Google, der durch den enormen Erfolg von ChatGPT und das offensive Vorgehen von Microsoft Anfang des Jahres entstanden ist, vorerst nachlassen.