Der japanische Technologiekonzern Fujitsu will Dreckfinger mit KI aufspüren.
KI als Überwachungswerkzeug ist seit Jahren Thema. Aber Fujitsus Anwendungsszenario ist neu: Eine KI-gestützte Überwachungskamera schaut Händewäschern genau auf die Finger. Per Bildanalyse kontrolliert das System, wie lange und gründlich die Finger gewaschen und ob beispielsweise auch das Handgelenk und die Fingerzwischenräume eingeseift werden. Natürlich sieht das System auch, ob überhaupt Seife verwendet wird.
Apropos Seife: Die war laut der Fujitsu-Forscher bei der Entwicklung des KI-Systems eine besondere Herausforderung. Denn die KI erfasst die einzelnen Finger, die durch die Seife schwieriger zu erkennen sind. Außerdem verdecken sich die Hände beim Einseifen gegenseitig, was der KI die Beobachtung ebenfalls erschwert.
Für die Lösung dieses Problems entwickelten die japanischen Forscher zwei miteinander verschränkte neuronale Netze: eines erkennt die Hände, das andere überwacht ihre Bewegungen.
Test-Händewäscher generieren Datensatz
Rund 2.000 unterschiedliche Händewasch-Situationen verwendeten die Forscher für das KI-Training. Die kurzen Videos warten mit verschiedenen Seifen, Waschbecken, Kamerapositionen und Händen auf. Fujitsu bezahlte Test-Händewäscher für das Datenmaterial.
Laut Fujitsu kann das KI-System einzelne Personen nicht anhand ihrer Hände identifizieren. Es könne aber mit Identifizierungssystemen vernetzt werden. Unternehmen könnten so einzelne Mitarbeiter erkennen, die sich die Hände nicht gründlich genug waschen.
Laut Fujitsu liegen Kaufanfragen für das System vor. Das Unternehmen hat allerdings noch nicht entschieden, ob die KI-Technik auf den Markt kommt.
Corona macht KI-Entwickler erfinderisch
Neben Fujitsus Handwaschkontrolle setzt Frankreich ebenfalls im Corona-Kontext KI-Kameras ein, die prüfen, ob Bahnfahrer einen Mund-Nase-Schutz tragen.
Eine weitere KI-Anwendung in Überwachungskameras kontrolliert, ob sich Menschen an die 1,5 Meter Mindestabstand halten. Amazon setzt so ein KI-System im eigenen Lager ein.
Kürzlich warnte der Whistleblower und ehemalige CIA-Mitarbeiter Edward Snowden, die Corona-Pandemie könne dazu führen, dass KI-Kontrolle weitflächig ausgerollt werde: Die effiziente KI-Überwachung für die Bekämpfung des Virus sei die Einschränkungen für zivile, öffentliche und individuelle Macht sowie Freiheit nicht wert, meint Snowden. Am Ende stünde ein nicht zu kontrollierender Machtapparat.
Bei KI-Überwachung geht es im Westen allerdings gerade eher in die andere Richtung: Zuletzt zog sich Big Tech aus der behördlichen Gesichtserkennung zurück, bis die US-Regierung klare Gesetzesvorlagen liefern kann.
Quelle: Fujitsu