Nach der Entlassung von OpenAI-CEO Sam Altman soll der Verwaltungsrat des Unternehmens mit Anthropic-CEO Dario Amodei über eine mögliche Fusion der beiden KI-Unternehmen gesprochen haben.
Das berichtet The Information unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle. Ziel des Vorschlags sei es gewesen, Amodei als CEO von OpenAI zu gewinnen. Dieser habe das Angebot aufgrund seiner Position bei Anthropic abgelehnt.
Nach Amodeis Absage wandte sich der Vorstand an andere Führungskräfte, darunter Nat Friedman, CEO von GitHub, und Alex Wang, CEO von Scale AI, um den Posten des Interim-CEO zu besetzen, bevor schließlich der ehemalige Twitch-CEO Emmett Shear ausgewählt wurde.
Verdrehte Machtverhältnisse
Die Anfrage des Boards zeigt, wie sich die Machtverhältnisse auf dem KI-Markt innerhalb weniger Tage verschoben haben: Eigentlich ist Anthropic ein mehr oder weniger unfreiwilliger Spin-off von OpenAI und steht bestenfalls in der zweiten Reihe, auch wenn es OpenAI am nächsten kommt.
Das Unternehmen wurde 2021 von ehemaligen OpenAI-Mitarbeitern um die Geschwister Dario und Daniela Amodei gegründet, angeblich, weil die Anthrophic Group eine andere Herangehensweise an das Thema KI-Sicherheit forderte.
Das würde gut zu der Geschichte passen, dass Altman wegen Sicherheitsbedenken gefeuert wurde. Laut dem neuen Interim-CEO von OpenAI, Emmett Shear, ist dies jedoch nicht der Fall.
Auch Businessinsider berichtet von einem internen Treffen mit Vorstandsmitglied Ilya Sutskever, der den verärgerten Angestellten zwei mögliche Gründe für Altmans Rauswurf angeboten haben soll: Altman habe zwei Personen das gleiche Projekt gegeben oder er habe gegenüber zwei Vorstandsmitgliedern unterschiedliche Meinungen über einen Angestellten geäußert.
Die Belegschaft war mit diesen Erklärungen nicht zufrieden. Hunderte drohten mit Kündigung, das weltweit bekannteste KI-Unternehmen steht vor dem Kollaps.
Dass OpenAI ausgerechnet bei Anthropic anklopft, zeigt, wie massiv die Umwälzungen sind, die derzeit auf dem KI-Markt stattfinden. Denn das KI-Start-up mit dem Chatbot Claude 2 soll zuletzt eine Bewertung zwischen 20 und 30 Milliarden US-Dollar angestrebt haben.
OpenAI hingegen lag bei einer Bewertung zwischen 80 und 90 Milliarden US-Dollar und hat mit GPT-4, DALL-E 3 und ChatGPT die deutlich erfolgreicheren Produkte am Markt. Sollte Altman tatsächlich nicht zu OpenAI zurückkehren, dürften große Teile dieser Werte verloren gehen. Über das Chaos-Wochenende sollen sich mehr als 100 OpenAI-Kunden bei Anthropic erkundigt haben.
Eine Fusion von OpenAI und Anthropic wäre zudem für Microsoft kompliziert, da Google und Amazon mit bis zu sechs Milliarden Dollar an Anthropic beteiligt sind.
