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DEEP MINDS Podcast
Podcast über Künstliche Intelligenz und Wissenschaft
KI bei der Bundeswehr und der BWI | DEEP MINDS #16

Es ist ein potenter Protest gegen eine Google-KI mit wohl bewusst gewählter Wissenslücke bei männlicher Anatomie.

Der Brückenpfeiler, die Unterführung oder das Hausaufgabenheft: Ohne hingekrakelte Penis-Zeichnung wirken sie unvollständig. Und gerade weil die laienhafte Zeichnung des männlichen Geschlechtsorgans derart verbreitet und beliebt ist - unter Männern, versteht sich - fragt man sich, weshalb ausgerechnet eine Bild-KI des fortschrittlichsten Künstlichen-Intelligenz-Unternehmens der Welt, namentlich Google, den künstlerischen Erguss einfach nicht erkennen mag. Sollten etwa ausgerechnet diese Linien besonders anspruchsvoll zu analysieren sein? Es könnte ja auch ein Pfeil sein - oder ein Wasserhahn.

Zum Hintergrund: Seit 2016 hat Google das KI-Montagsmalerspiel "Quick, Draw" im Netz. Der menschliche Spieler malt einen Begriff nach, die KI errät ihn. So lernt sie, Zeichnungen Worte zuzuordnen - oder umgekehrt - aus Worten Zeichnungen zu generieren. Letztlich dient das Training der Objekterkennung.

Doch egal wie offensichtlich ein Montagsmaler das männliche Geschlecht auf den Monitor bringt: Googles Bild-KI weigert sich, den Penis beim Namen zu nennen.

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"Ein unbeschwertes Symbol für eine rebellische Tat"

Die Mozilla Stiftung wittert Zensur und verbindet einen klugen PR-Gag mit berechtigter Kritik: Die Non-Profit-Organisation beauftragte ein niederländisches Designstudio, eine KI zu entwickeln, die gezeichnete Penisse verlässlich erkennt. Die fertig trainierte KI kann man hier testen. Oh Wunder! Sie funktioniert. Man sollte sie nur nicht mit zu vielen Penis-Zeichnungen verärgern.

Weshalb der Aufwand? Nur um Penisse zu entdecken? Natürlich nicht: Mozilla will der moralischen Bevormundung durch US-Konzerne entgegentreten, die auf ihren Plattformen dem Rest der Welt die eigenen Standards überstülpen. "Für uns ist das Kritzeln eines Penis ein unbeschwertes Symbol für eine rebellische Tat", sagt der am Projekt beteiligte Designer Roel Wouters.

Außerdem zeigt die Stiftung so, dass Zensur im KI-Zeitalter eben nicht mehr nur den Löschvorgang meint, sondern auch fehlende Anerkennung. Das ist gerade dann relevant, wenn KI-gestützte Software immer stärker bei der Moderation digitaler Plattformen eingreift, also darüber entscheidet, was wir sehen, hören, lesen. Übrigens: Beide KIs laufen auf Basis derselben Google-Technologie.

Quelle: The Verge; Titelbild: Mozilla Foundation / Screenshot MIXED

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Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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