LG zeigt auf der CES 2021, wie digitale Persönlichkeiten im Remote-Zeitalter Präsentationen übernehmen können.
Sie heißt Reah Keem, mag offenbar Punk, hat circa 6.000 Follower bei Instagram und einen Song bei Soundcloud: Für LG übernahm die digitale Dame jetzt souverän einen Teil der CES-Präsentation.
LG hängt die Virtualität von Keem nicht an die große Glocke: Allein die Unterzeile "Virtual Influencer designed by LG" verrät eingangs ihre rein digitale Herkunft. Übersieht man diesen Hinweis, muss man schon genau hinschauen, um Keem als Digitalwesen zu erkennen.
Die Digitalfrau präsentiert bei LGs CES-Show ihren vergleichsweise schnöden realweltlichen Kollegen: den LG-Roboter CLOi UV-C. Er soll mit ultraviolettem Licht stark frequentierte Bereiche wie Hotelzimmer oder Restaurants desinfizieren und so dazu beitragen, dass schneller wieder mehr echte Begegnungen stattfinden können. Für Keem wären die nichts.
Ihren Auftritt könnt ihr im folgenden Video ab Minute 22:15 ansehen.
Erstellt mit "Deep Learning"
Wie genau Keem generiert wurde, verrät LG nicht - laut der Pressemitteilung zur CES-Show war eine Deep Learning-Methode involviert. Gut möglich, dass die eigentliche Präsentation von einer realen Keem-Kopie vorgetragen und dann per Deepfake-Verfahren Keems Digitalgesicht eingesetzt wurde - danach sieht es jedenfalls aus, insbesondere auf ihren Instagram-Bildern.
Dieses Vorgehen ist interessant, da beispielsweise Unternehmen so halb-virtuelle Influencer am Markt etablieren könnten, die von vielen verschiedenen Personen gespielt werden können, solange am Ende der Deepfake-Gesichtertausch passiert. Der digitale Charakter ist auf Dauer wahrscheinlich günstiger und gefügiger als reale Influencer und wäre immer noch mehr Teil der echten Welt als reine Computerwesen.
Auch der Schritt hin zu einer vollständig generierten digitalen Persönlichkeit scheint dank der gewaltigen KI-Fortschritte der letzten Jahre bei Bild- und Sprachgenerierung sowie Sprachsynthese nicht mehr weit. Edward Saatchi, Gründer des Start-ups Fable für KI-Wesen, geht davon aus, dass die digitalen Persönlichkeiten mit zunehmendem Realitätsgrad und Interaktionsvermögen in der Generation Z (1997 - 2012) auf breite Akzeptanz stoßen werden.