Künstliche Intelligenz

Photoshop: Neue KI macht per Schieberegler jung und alt

Matthias Bastian
Ein junger Mann, der nach KI-Bildbearbeitung alt aussieht.

Bei KI denken viele an große Maschinenhallen mit Robotern oder industrielle Prozesse, die automatisiert optimiert werden. Doch die Technologie wird gerade den Kreativbereich aufmischen.

Wie, das zeigt unter anderem Adobe bei Photoshop: Bei den sogenannten "Neural Filters" werden auf Bildanalyse trainierte KI-Systeme für die schnellere Bearbeitung und Neugestaltung von Motiven eingesetzt.

Besonders eindrucksvoll zeigt sich der Aspekt der automatisierten Neugestaltung bei einem für Porträtbilder entworfenen Filter: Photoshop-Nutzer können einfach per Schieberegler das Alter einer Person verändern, die Dichte des Haares, in welche Richtung sie schaut, eine Brille aus dem Gesicht entfernen und im Gesicht vorhandene Emotionen verstärken.

Deepfake-Fortschritt kommt im Alltag an

Adobes Neural Filters setzen - wie die meisten bildgenerierenden KI-Techniken - auf sogenannte GA-Netzwerke (Erklärung). Die KI-Technik erzielte in den letzten rund fünf Jahren enorme Fortschritte und taugt abseits von Deepfakes für viele Anwendungsszenarien.

Statt nur das vorhandene Bildmaterial zu justieren, fügen die Systeme neue Bildinformationen und Details hinzu, führen also, wenn man so will, eine künstlerische Tätigkeit aus auf Basis ihres antrainierten Erfahrungswissens.

Sogar Makeup lässt sich mit einem Klick vom einen auf das andere Gesicht übertragen oder eine Lichtquelle im Bild inklusive des Schattenwurfs verschieben. | Bild: Adobe

Zum Beispiel skaliert sie gering aufgelöste Videos in hoher Qualität auf 4K oder macht aus pixeligen Retro-Videospielen ansehbare HD-Remakes - ohne dass ein menschlicher Gestalter Hand anlegen müsste.

Bei Adobes Neural Filters findet die KI-Verarbeitung lokal und teilweise in der Cloud statt. Die Filter können innerhalb weniger Sekunden auf das Bild gelegt werden, sogar auf einem älteren Mac Book Pro.

Adobe will der Innovationsgeschwindigkeit bei KI gerecht werden, indem das Unternehmen einige Filter zunächst als Beta-Version bereitstellt und laufend aktualisiert. Dieses Vorgehen birgt noch einen weiteren Vorteil: Wenn menschliche Künstler die Filter anwenden und anschließend Feinschliff betreiben, entstehen neuen Daten, die Adobe für die Verbesserung der KI benötigt.

Adobe Stock vs. Vorurteile

Für die Trainingsdaten zapfte Adobe die eigene riesige Datenbank an Stockbildern an. Der große Vorteil dieser Bilder ist, dass sie bereits kleinteilig kategorisiert und beschrieben sind.

Das erleichtert Adobe ein vorurteilsfreies KI-Training: Ein eigenes Team achtet darauf, dass die Trainingsbilder so zusammengestellt werden, dass im Datensatz zum Beispiel Fotos von Menschen mit dunkler Hautfarbe im gleichen Umfang repräsentiert sind wie mit heller Hautfarbe.

Trainiert werden die KI-Systeme mit menschlicher Arbeit. Sie sehen unzählige von Künstlern bearbeitete Beispielbilder, bei denen zum Beispiel faltige Haut geglättet wurde, damit das Porträt jünger wirkt. Anhand dieser Beispiele lernt das System, wie ein Mensch ein Bild bearbeiten würde - und wendet diesen Prozess anschließend automatisiert an.

Ersetzt die KI in diesem Fall also den Menschen? Vielleicht nicht den Menschen an sich, da Gestalter noch immer für den letzten Schliff und natürlich ihre Kreativität benötigt werden.

Sie ersetzt aber in jedem Fall viel menschliche Arbeit: KI kann Design-Prozesse so stark beschleunigen, dass insgesamt weniger Zeit in Gestaltung fließt - was weniger Arbeitsplätze zur Folge haben könnte. Oder viel mehr Gestaltung.

Via: The Verge

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